Im August in Osage County
Originaltitel: August: Osage County – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: John Wells
Darsteller: Meryl Streep, Julia Roberts, Chris Cooper, Ewan McGregor, Margo Martindale, Sam Shepard, Dermot Mulroney, Julianne Nicholson, Juliette Lewis, Abigail Breslin, Benedict Cumberbatch, Misty Upham, Will Coffey
Filmkritik: Nach dem rätselhaften Tod von Beverly Weston (Sam Shepard) kommt die Familie aus allen Himmelsrichtungen zurück nach Osage County. Mutter Violet (Meryl Streep), bissig und verbittert, trauert auf ihre eigene, unversöhnliche Weise. Sie schluckt mehr Schmerzmittel als ihr gut tun und lässt an nichts und niemandem ein gutes Haar. In ihrem Haus im schwülheißen Oklahoma sind weder die drei Töchter noch die angeheiratete Verwandtschaft vor ihren Beschimpfungen sicher. So dauert es nicht lange, bis alte und neue Konflikte aufbrechen und man sich buchstäblich an die Kehle geht. Für die Töchter Barbara (Julia Roberts), Karen (Juliette Lewis) und Ivy (Julianne Nicholson) ist klar, dass etwas geschehen muss. Aber Violet ist längst nicht so hilflos, wie alle glauben. Besser als jeder andere durchschaut sie, was sich hinter den Kulissen abspielt. Und sie kennt auch die intimsten Familiengeheimnisse…
„August: Osage County“ ist die Verfilmung des Bühnenstücks gleichen Namens von Autorin Tracy Letts, die für die Verfilmung des Stoffs das Drehbuch ebenfalls selbst verfasst hat. Besetzt mit illustren Namen wie Meryl Streep, Julia Roberts und Ewan McGregor verspricht das Familien-Drama viel. Doch kann der Film dies auch erfüllen?
Regisseur John Wells gelingt es mit Leichtigkeit aus dem vielschichtigen Charakterstück bereits kurz nach Beginn das Optimum herauszuholen. Der Film startet mit einem Monolog von Sam Shepard als Familienvater Beverly Weston, der sich alsbald als Rede für eine neue Haushälterin herausstellt. Hier packt er bereits ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen über die Drogen und Alkoholexzesse von sich und seiner Ehefrau Violet aus. Dies bietet die ideale Basis für den kommen Film, der fast ausnahmslos im großen Farmhaus der Westons spielt.
Wenn dann nach dem Tot des Vaters auch alle anderen Verwandten auf dem Grundstück eintreffen, kann das Gegenseitige zerfleischen und Schuld zuweisen beginnen. Jeder hat irgendwie Dreck am Stecken und Geheimnisse, die er nicht preisgeben will. Zerrüttete Ehe, neue Männer, geheime Liebhaber, Krankheiten, Drogen. Die Westons sind ohne Frage eine ziemlich kaputte Familie.
„August: Osage County“ lebt daher in erster Linie von seinen geschliffenen Dialogen und den starken Schauspielern. Meryl Streep schwebt erwartungsgemäß über allem und kann mit ihrer schroffen, querschießenden Art sowohl unterhalten als auch verblüffen. Sie entlarvt nach Herzenslust Geheimnisse der anderen Familienmitglieder und verbringt den Tag immer auf mindestens 3 Schmerzmitteln oder anderen verschreibungspflichtigen Stoffen.
Aber auch die anderen Darsteller wissen insgesamt zu überzeugen. Manch einer, wie z.B. Juliette Lewis, haben leider recht kleine und unbedeutende weil ziemlich flache Rollen bekommen, aber auch etwas unbekanntere Darsteller wie Julianne Nicholson können überzeugen, was neben den Schwergewichten Streep und Roberts nicht immer einfach ist.
Die Geschichte entwickelt sich so wie es kommen musste und kann damit nur wenige Zuschauer wohl wirklich überraschend. Auf dem Weg dahin aber schafft es das glänzend geschriebene Drehbuch aber auch die tolle Film-Location sowie die passende, weil zwischen hochexplosiv und brandgefährlich schwankende Mischung der Darsteller, zu überzeugen.
Zwar wurde „August: Osage County“, der für 2 Oscars nominiert war („Best Actress“ und „Best Supporting Actress“) bei den Oscars dieses Jahr nicht ausgezeichnet, die Leistung von Meryl Streep im Besonderen ist aber nicht weit hinter der dieses Jahr einfach etwas besseren Cate Blanchett einzuordnen.
„August: Osage County“ ist eine typische Verfilmung eines Bühnenstücks. Hauptsächlich auf einen Handlungsort beschränkt und mit vielen hochkarätigen Darstellern besetzt, kann der Film durch rundum stark geschriebene Dialoge, die ein oder andere bitterbös-schwarzhumorige Szene wie auch die immer wieder aufblitzenden Charakterstudien durchweg überzeugen.
Filmbewertung: 8/10
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