Cry-Baby
Originaltitel: Cry-Baby- Erscheinungsjahr:1990 – Regie: John Waters
Darsteller: Johnny Depp, Amy Locane, Susan Tyrrell, Polly Bergen, Iggy Pop, Ricki Lake, Traci Lords, Kim McGuire, Darren E. Burrows, Stephen Mailer, Kim Webb, Alan J. Wendl
Filmkritik: John Waters Filme sind seit jeher dafür bekannt die Zuschauer zu spalten. Entweder man mag seine Filme oder man hasst sie. Auch „Cry-Baby“ reiht sich in diese Riege erfolgreich ein.
„Cry-Baby“ gibt sich durchweg als 50s Komödie im Stil von „Grease“. Doch es wäre kein Waters Film wenn er dem Genre nicht einige satirische Spitzen entlocken würde mit denen man so nicht unbedingt rechnen würde.
Der Film spielt in Baltimore im Jahre 1954: Der rebellische Mädchenschwarm Wade Walker (Johnny Depp), auch „Cry-Baby“ geannt, gehört zu den „Drapes“, einer Gang von Rockern die in ständigem Clinch mit den durchweg spießigen und zugeknöpften „Squares“ aus der Oberschicht liegen.
Die hübsche Allison (Amy Locane) stammt aus gutem Hause und ist mit Baldwin (Stephen Mailer) zusammen, einem „Square“. Doch zwischen Allison und Cry-Baby knistert es bei einem zufälligen aufeinandertreffen und Cry-Baby lässt seinen Charme spielen. Dagegen wollen die „Squares“ und der gekränkte Baldwin mit aller Macht vorgehen. Während eines Konzerts der „Drapes“ zetteln sie eine riesige Schlägerei an, die mit Cry-Babys Verhaftung endet und ihn erst einmal hinter Gitter bringt…
Die Story, Mitglied der einen Gang verliebt sich in Mitglied einer anderen, ist sattsam bekannt und oft verwendet. Waters würzt die Geschichte mit ansprechender Rockmusik, gelungenen Darstellern und einer Prise trockenem Humor. Denn aus „Cry-Baby“ stoßen immer wieder Sachen heraus, die so nicht hineinpassen wollen. Ein Mitglied der Drapes hört beispielsweise auf den Spitznamen „Hatchetface“ und sieht auch so aus, als hätte sie eine Axt ins Gesicht bekommen. Doch dramatisch wird dieser Umstand nicht inszeniert, Waters nimmt das Ganze regelmäßig auf den Arm. Sogar Kühe nehmen bei ihrem Anblick reißaus. Auch Cry-Babys Vergangenheit lädt zu Scherzen ein. Seine Angst vor Elektrizität kommt daher, dass seine Eltern auf dem Stuhl starben, denn sein Vater war der berühmte Alphabet-Bombenleger. Kinder in einem Waisenhaus werden wie in einem Zoo präsentiert und als Vorzüge werden die Arbeiten genannt die sie verrichten können, z.B. Staubsaugen.
Auch in Sachen Besetzung hat Waters ein spaßiges Händchen bewiesen, hat er doch unter anderem die Porno-Skandelnudel Traci Lords in einer größeren Rolle besetzt. Johnny Depp, damals der Sunny-Boy Hollywoods mit seiner Rolle in „21 Jump Street“ ließ sich von Waters hier auch etwas gegen den Strich besetzen.
Das „Cry-Baby“ nicht jedem gefällt ist klar ersichtlich. Wer die Intention von Waters nicht erkennt, der steht bei den seltsamen Momenten des Films völlig auf dem Schlauch. Der Rest schmeißt sich regelmäßig komplett vom Sofa. Waters gelang mit „Cry Baby“ eine herrliche Parodie aufs Genre, ohne das sich der Film komplett ins Lächerliche zieht. Waters überspitzt äußerst geschickt die eine oder andere Stelle in seinem Film und lässt andere Element unangetastet. Damit entsteht eine herrlich lockere Komödie die beschwingt aufspielt und sich nicht darum schert was andere von ihr denken.
Filmbewertung: 7/10
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