Batman v Superman – Dawn Of Justice

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Batman v Superman – Dawn Of Justice
Originaltitel: Batman v Superman  – Dawn Of Justice – Erscheinungsjahr: 2016 – Regie: Zack Snyder

Darsteller: Henry Cavill, Ben Affleck, Jason Momoa, Amy Adams,Jeffrey Dean Morgan, Gal Gadot, Jeremy Irons, Jena Malone, Ezra Miller, Michael Shannon, Diane Lane, Jesse Eisenberg u.A.

Filmkritik: Es ist gerade schon echt spannend die Entwicklung mitzuerleben, die bei diesem Film das Internet teilt: Viele Zuschauer fühlen sich gut unterhalten und haben zwar Kritikpunkte, empfinden aber insgesamt das Erlebnis als positiv. Dem gegenüber stehen die „professionellen Kritiker“, die zum großen Teil den Streifen in Grund und Boden stampfen, mit maximal einem Hauch von Erwähnung jener Elemente, die vielleicht nicht sofort eingedampft werden müssten.

Mit einem Kritikdurchschnitt von irgendwie um die 35%, aber einer Imdb-Userwertung von 7,6, was 0,1 Punkte besser ist als „Avengers – Age Of Ultron“, kann ich mich nicht erinnern, wann das letzte Mal ein Film so sehr die Meinungen gespalten hat. Wo ich als „professioneller Kritiker“ (hihi) stehe? Das ist eine gute Frage, die im Weiteren natürlich beantwortet wird. Also Vorhang auf für:

BATMAN v SUPERMAN v KRITIKER v ZUSCHAUER!

Das Erlebnis, das Zack Snyder auf die Leinwand bricht, ist ein absolut epochales und deutlich ambitionierter, als viele Marvel-Filme der letzten Zeit. Eigenwilliger, wilder und epischer. Die Optik mit ihren satten Farben, passenden Slow-Motion-Elementen (und zum Glück weniger Reingezoome-Quatsch als noch bei „Man Of Steel“), sowie stets ikonischen Bildgestaltungen: Fantastisch! Viele Sequenzen sehen aus wie eine fleischgewordene Fanboy-Fantasie. Dazu hämmert der Soundtrack passend heroische Themen in die Gehörgänge. Von der audiovisuellen Seite gibt es kaum irgendetwas zu beanstanden. Hier und da hält Snyder seine Zeitlupe vielleicht an etwas albern aussehenden Momenten an, aber das ist sehr leicht zu verschmerzen.

Die Darsteller machen derweil ihre Sache großartig. Ob Ben Affleck als Bruce Wayne/Batman, Henry Cavill als Superman oder auch Jeremy Irons als Butler Alfred: Hier wurde eine Top-Schauspielerriege versammelt, die bei einem geeigneten Drehbuch absolut perfekt gewesen wäre … Oh. Kamen da gerade die Worte „geeignetes Drehbuch“ ins Spiel? Uups. Es sieht so aus, als würde hier die Stimmung kippen, denn nun folgt das große ABER:

Bei all dem schönen Aussehen, ist das Skript einfach nur ein komplett unebener Problemfall. Angefangenen bei Figuren, die in der Kinofassung viel zu viel Platz eingeräumt bekommen. Als Beispiel sei der Charakter der „Senatorin Finch“ genannt, deren einzige Aufgabe es ist, Superman vor den Senat zu rufen. Doch die erste Stunde verschwendet unglaublich viel Zeit mit dieser Figur, die im Endeffekt absolut nebensächlich ist für die gesamte Handlung.
Weiter geht es mit der Figurenausrichtung. Denn Batman und erst recht der von Gal Gadot wunderbar gespielten Wonder Woman (see what I did there?!?) gibt das Skript so gut wie gar nichts zu tun. Dabei unterfüttert Snyder sein loses Storygerüst noch mit Traumsequenzen und einer imposanten Teaser-Sequenz auf den bevorstehenden „Justice League“-Film. Dass allerdings dem „durchschnittlichen Zuschauer“ und erst recht dem durchschnittlichen „professionellen Kritiker“ dieser gesamte Kram absolut gar nichts sagt, fördert die Fragezeichenbildung in den Köpfen nun noch mehr. Es hatte schon Sinn, dass Marvel ihre Fortsetzungs-Teaser in oder gar ans Ende des Abspanns verbannt hatte, um so eben die eigentliche Handlung des Filmes nicht weiter zu stören.
Und schließlich ist da die eigentliche Geschichte. Aufgepasst, jetzt kommt eine Verschwörungstheorie:

Es ist sehr leicht zu sehen, dass „Batman v Superman – Dawn Of Justice“ ursprünglich einfach nur „Man Of Steel 2“ hätte werden sollen. Denn die gesamte Story dreht sich schlicht um Lex Luthor, der mittels von High-Tech-Waffen und Verleumdungen Superman in ein schlechtes Licht rücken will, was Lois Lane allerdings aufdecken kann. Als diese Taktik nicht hilft, kreiert Luthor ein Monstrum das stark genug ist, um Superman endgültig zu vernichten. Ende.
Das wäre auch die deutlich gradlinigere und bessere Geschichte gewesen. Aber wie Godfrey Ho in den 80er Jahren für seine Ninja-Filme einfach irgend ein Werk eingekauft und mit zwanzig Minuten neu gedrehtem Material versehen hat, so haben die Macher von „Batman v Superman“ schlicht und ergreifend wohl das existierende Skript genommen und „aufgepimpt“. Hier etwas Batman, da ein wenig Wonder Woman, hier eine Spur „Justice League“-Prequel und dort noch etwas mehr Batman. Voila, das Drehbuch frankensteinscher Prägung ist fertig.
Dass so nun der Streifen gleich zwei „Finalkämpfe“ hintereinander hat? Wen interessiert das schon!?! Dass durch die neue Struktur komplette Szenenübergänge unglaublich holprig sind? Was macht das schon!?! Und das die Kinofassung wirkt, als habe man innerhalb kürzester Zeit größere Handlungsportionen herausgehackt, um auch ja auf eine Laufzeit von zweieinhalb Stunden zu kommen? Pfff, der „Director’s Cut“ nachher wird es schon richten!

Und dann sind da noch die einfach nur dummen Sachen …

So gesehen ist es äußerst verständlich, dass der „durchschnittliche Zuschauer“ das Ganze besser empfindet als der „professionelle Kritiker“: Während nämlich Max Mustermann sich einfach an dem Spektakel und den schönen Bildern erfreut und inhaltliche Fünfe grade sein lässt, ist Michel Meckerheini (also der Kritiker) dabei die strukturellen Unebenheiten zu hassen, das frankensteinsche Drehbuch und als Bonus die dadurch entstehende „Der Snyder wollte wieder mit seinem typischen Look die schlechte Story hinwegtäuschen“-Negativität gleich mit drauf zu rechnen.

Zusätzlich kann man ein paar echt blöde Momente noch hinzu addieren. Etwa Bruce Wayne, der am Anfang seinen bescheuerten Mitarbeitern sagen muss, dass vor ihrem eigenen Hochhausfenster ganz Metropolis dabei ist zusammen zu stürzen und sie doch besser das Gebäude verlassen sollen, oder Jesse Eisenbergs Lex Luthor, der hier wirkt wie Joker-Light und nicht wie ein genialer Geldsack. Dabei wäre Eisenberg ein guter Luthor sogar zuzutrauen gewesen, aber die regelrecht alberne Ausrichtung, die das Drehbuch für ihn vorsieht, wird sicherlich bei einigen Leuten übel aufstoßen. Als Zuckerguss gibt es so Kleinigkeiten wie die Tatsache, dass Batman seine „Nicht töten!“-Regel wohl in „Alles töten!“ umgewandelt hat und so viele Leichen hinterlässt, wie in seinen letzten fünfzig Jahren Comicgeschichte zusammen. Und ja, mir ist durchaus bewusst, dass in den 30er und 40er Jahren Batman ein kaltblütiger Rächer war, der auch keine Skrupel hatte, einen Verbrecher im Schlaf zu erschießen, dennoch ist die Neuausrichtung durchaus erwähnenswert. Denn in den gar nicht allzu häufigen Actionsequenzen des Films benimmt sich der dunkle Ritter hier eher wie Steven Seagal auf Crack.

Am Ende bleibt so ein durch und durch zwiespältiges Filmvergnügen übrig. Persönlich hoffe ich ganz stark darauf, dass der bereits angekündigte und dreißig Minuten längere Director’s Cut viel von den inhaltlichen Unebenheit wieder ausgleichen wird. Probleme wie Eisenbergs Luthor oder manch albern/doofen Moment werden dadurch aber sicher nicht ausgemerzt. Das schriftliche Endfazit von „Batman v Superman – Dawn Of Justice“ ist einfach: „Interessant!“ Der Streifen ist insgesamt kein „schlechter Film“, aber auch leider kein „guter Film“. Dennoch hat er sehr viele sehr gute, aber auch ziemlich schlechte Einzelszenen. Ach, was sag ich, „Einzelszenen“, manches Mal teilen sich die inhaltlichen Schwankungen sogar die gleiche Einstellung … Naja.

Am Ende muss gerade in diesem Fall jeder selber abwägen, wie sehr in die vorhandenen Probleme stören. Insgesamt war das Werk aber eine angenehme Abwechslung von dem mir ans Herzen gewachsenen, aber eben ziemlich „sicheren“ Marvel-Stil. Und gerade jetzt wird es schön sein in Kürze den „Civil War“ in – hoffentlich – gewohnt exzellenter Qualität zu sehen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die einzelnen Werke des DC-Cinematic-Universe im Weiteren noch entwickeln werden. Nach Gal Gadots erstklassiger Wonder Woman freuen sich nun glücklicherweise Kinogänger UND Kritiker auf den ersten Kinofilm der Dame. „Suice Squad“ wird derweil im Herbst zeigen, wie das erste „Einzelwerk“ der DC-Kinoreihe vielleicht die Stimmung noch weiter beeinflusst.

Wahrscheinlich gibt es noch ein Zusatz-Review, wenn der „Director’s Cut“ von „Batman v Superman – Dawn Of Justice“ herauskommt, aber bis dahin gibt es die noch gerade so wegen der interessanten Herangehensweise und der gelungenen Momente sowie einem Bonus-DC-Fanboy-Punkt verliehene

Filmbewertung: 6/10