London Has Fallen
Originaltitel: London Has Fallen – Erscheinungsjahr: 2016 – Regie: Babak Najafi
Darsteller: Gerard Butler, Morgan Freeman, Jackie Earle Haley, Aaron Eckhart, Angela Bassett, Charlotte Riley, Radha Mitchell, Robert Forster, Melissa Leo, Patrick Kennedy, Nikesh Patel, Shivani Ghai, u.A.
Filmkritik: Ich gebe es ganz klar zu: Ich mochte „White House Down“ mehr als „Olympus Has Fallen“. „White House Down“ war von der Action her etwas weniger blutig. Das war es dann aber auch schon, während „Olympus“ ständige Wackeleien in der Kamera hatte und vor allem sämtliche Figuren bis auf Gerard Butlers Secret Service-Killermaschine komplette Weicheier waren, die trotz ihrer Aufgabe, einen Teil der nuklearen Abschusscodes (oder was auch immer das in Teil 1 nochmal war) ständig rumgeheult haben. Die einzige Person mit Eiern war die Dame der Gruppe, die der Präsident dann sagen musste: „Frau, gib den Terroristen deinen Teil des Codes, weil sonst der Film nicht weiter geht!“ Oh. Danke dafür! Und dass die am Anfang groß aufgerollte Problematik zwischen Präsident Aaron Eckhart (interessiert sich irgendjemand wirklich für die Rollennamen?) und Gerard Butler gar nicht mehr weiter wichtig war für den Rest der Handlung, war da noch das Tüpfelchen auf dem i.
Doch all das ändert sich mit „London Has Fallen“, denn ein paar Waffenhändler aus dem Nahen Osten, denen natürlich am Tag der großen Hochzeit mit Familienfeier per Airstrike ein Ende hätte gesetzt werden sollen, überleben die Chose und wollen sich danach an den G8-Mitgliedern rächen. Ein umgeknickter britischer Premierminister später und sämtliche wichtigen Führer der Welt versammeln sich in London. Der Rest ist Kabumm und menschenverachtende Gewalt. Einfach toll!
Das Ganze beginnt damit, das „Angela Merkel“ erschossen wird, oder in diesem Fall „Angie Merkelson“, oder ein ähnlich falsch klingender Fantasiename. Weiter geht es mit dem italienischen Präsidenten, der natürlich mit seiner rattenscharfen und halb-so-alten-wie-er-Traumfrau unterwegs ist. Weiter geht es mit dem hochnäsigen Franzosen, dem im Stau stehenden Japaner, etc. Die Terroristen-Armee(!!) hat sich als englische Polizisten verkleidet und erschießt munter Zivilisten und natürlich kann nur Gerard Butler seinen Präsi retten und zum Helikopter schaffen. Doch ein paar Stinger-Missiles und eine sich heldenhaft opfernde Chopper-Crew später heißt es „Black Hawk Down“ (oder so) und ein Road Trip per Fuß ist für Butler und seinen Präsi (ok, das hörte sich jetzt missverständlich an) durch das mit Terroristen bevölkerte London ist die einzige Chance …
Die Art und Weise wie der neue Regisseur Babak Najafi das Ganze inszeniert ist etwas ruckelfreier als noch bei Antoine Fuquas Erstling. Was sich aber vor allem geändert, oder besser gesagt multipliziert hat, das ist der „Ruchlos“-Faktor, der hier in Sachen absolut zerstörte Menschen in Richtung „Tilt“ wandert. Ein paar Kostproben der Dialoge gefällig?
„Solange wir nicht wissen wer Freund und Feind ist, ist jeder hier ein Terrorist!“
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*Butler-knallt-ein-Kantholz-einem-Terroristen-vor-die-Luftröhre-und-der-Terrorist-krepiert-jämmerlich-am-Boden-während-Butler-ihn-nach-Munition-durchsucht*
Präsi: „Oh Gott, ich habe noch nie gesehen, wie ein Mensch erstickt ist …“
Butler: „Entschuldigung, Sir, ich hatte kein Messer!“
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Army-Leader: „Da sind sicher 100 Terroristen?!?“
Butler: „Ihr Fehler: Sie hätten mehr bringen sollen!“
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*Butler-folter-einen-verletzten-Terroristen*
Präsi: „War das wirklich nötig?“
Butler: „Nein.“
Und all das ist nur eine kleine Auswahl von Sprüchen und Aktionen, bei denen selbst Charles Bronsons „Death Wish 3“ sagen würde: „Relax. Alles gut. Sei mal nicht so menschenverachtend!“ Das hier ist einer der Filme, in denen ein guter Kollege von Butler mit seinen letzten Worten sagt: „Mach diese Schweine fertig!“ SO eine Art von Film haben wir hier.
Dabei werden nicht zwangsläufig Mittlerer-Osten-Klischees geschürt, aber wenn selbst der Tech-Terrorist mit der hippen Mütze zwecks Notfallselbstmord noch eine Granate in der Tasche hat, dann, ja, dann ist das Ganze ziemlich problematisch.
Aber hey. Katharsis, Leute, oder nicht? „London Has Fallen“ ist, für die richtige Zuschauergruppe, ein toller Ventilfilm, um mal all den aufgestauten Terroristenhass auf schön-menschenverachtende Weise zu kanalisieren und danach hoffentlich etwas geläuterter aus dem Kino zu kommen. Bei anderen Zuschauern dürfte der Streifen aber so ziemlich alle Vorurteile bestätigen, die momentan so überhaupt existieren. Ist das problematisch? Aber sicher! Ist das mein Problem? Eh, gerade nicht. Also mache ich davor mal die Augen zu.
Ein wirkliches Problem von „London Has Fallen“ ist allerdings die Tatsache, dass wirklich keiner der Hauptschurken irgend eine Art von gutem „On Screen“-Kill bekommt. Ständig stirbt nur das namenlose Kanonenfutter. Aber das dafür in Massen. Wer also einen problematischen, aber rundum gut gelaunten Actionkracher für die niedersten Triebe der menschlichen Empfindung haben und mal wieder eine reaktionäre Luft schnuppern möchte, die seit der amerikanischen Reagan-Ära nicht mehr ins Kino geschwappt ist, für den führt auf jeden Fall kein Weg an „London Has Fallen“ vorbei. Und es dürfte schwer sein, dieses Machwerk hier inhaltlich noch zu toppen, was die Thematik angeht. Im Bezug auf die Action, wären noch ein paar mehr große Set-Pieces und eben coole Schurkentode sicherlich eine Verbesserungsmöglichkeit.
Filmbewertung: 7/10
P.S. Spoiler für das Ende des Streifens:
Das der Oberschurke, der mit einem Airstrike eigentlich hätte erledigt werden sollen, nun wieder von einem Airstrike platt gemacht wird, hat ebenfalls etwas sehr problematisches. Zuvor wird noch gesagt: „Die Explosionszone ist frei von Zivilisten!“ und dann macht die Kamera sich doch die Mühe zu zeigen, wie der Schutt von der Explosion einer Frau auf der Straße ins Gesicht knallt.
Aber das „London Has Fallen“ so zynisch endet, wie er beginnt, kann man dabei schlicht und ergreifend als inhaltlich konsequent ansehen.
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