The Neon Demon
Originaltitel: The Neon Demon – Erscheinungsjahr: 2016 – Regie: Nicolas Winding Refn
Erscheinungstermin: Ab 27. Oktober 2016 auf DVD und (4k) Blu-ray von Koch Media
Darsteller: Elle Fanning, Keanu Reeves, Jena Malone, Christina Hendricks, Abbey Lee, Desmond Harrington, Jamie Clayton, Bella Heathcote, Karl Glusman, Alessandro Nivola, Charles Baker, Taylor Marie Hill
Filmkritik: Los Angeles – Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten, Glamourwelt, Schauplatz zahlloser Träume und Abgründe. Als das junge aufstrebende Model Jesse (Elle Fanning) aus der staubigen Provinz nach L.A. kommt, scheinen ihre Träume im Handumdrehen Realität zu werden: unter Vertrag bei einer großen Agentur, auf der Überholspur gegen erfahrenere Models und neue Muse des obsessiven Star-Fotografen Jack. Noch kann sie nicht ahnen, dass ihre Jugend und Lebendigkeit schon bald den giftigen Neid einer Gruppe schönheitsfanatischer Models auf sich ziehen wird, die vor keinem noch so drastischen Mittel zurückschrecken, ihre junge, elfengleich schöne Konkurrentin aus dem Weg zu räumen und das Geheimnis ihres Erfolgs für sich zu beanspruchen…
Beauty isn’t everything. It’s the only thing.
Die „Pusher“-Trilogie ist bestenfalls Fans des skandinavischen Kinos ein Begriff. „Bronson“ war ein Insider-Liebling (und Tom Hardys Durchbruch). Doch mit „Drive“ im Jahr 2011 gelang Nicolas Winding Refn der Durchbruch bei Kritikern und dem etwas weiteren Publikum gleichermaßen. Der perfekt durchkomponierte Film hat viele Fans gefunden. Der nachfolgende „Only God Forgives“ kann dies schon nicht mehr von sich behaupten. Und auch an seinem neusten Film „The Neon Demon“ scheiden sich die Geister.
In erster Linie, so scheint es, wurde versucht die typischen Eigenschaften die einen Film auszeichnen aus „The Neon Demon“ zu extrahieren. Eine packende oder interessante Geschichte, Charaktere mit denen man sich identifiziert oder mit denen man mitfiebert, ein Spannungsbogen. All das hat „The Neon Demon“ entweder nie gehabt oder ist sukzessive im Schreibprozess entfernt worden.
Who wants sour milk when you can get fresh meat?
Die Geschichte erinnert teilweise frappierend an eine extrahierte Essenz aus Verhoevens „Showgirls“. Allerdings ohne die trashigen Komponenten aber auch ohne den Unterhaltungswert, dafür mit den gleichen Botschaften und Werten wie vor 20 Jahren.
Mit den Figuren nicht warm zu werden ist noch milde ausgedrückt. Die Unterkühltheit mit der auf der Leinwand agiert wird, überträgt sich auch auf den Zuschauer. Prinzipiell ja nicht schlecht, allerdings wird einem nach und nach auch alles egal was mit den Protagonisten passiert. Die Story wird durch die wenigen, leidlich gut geschriebenen Dialoge vermittelt und dann immer wieder durch lange Sequenzen aus Licht und Musik ausgewalzt. Sequenzen die so gut wie nichts zum Inhalt des Films beitragen können. Fürs Auge, aber nichts für die restlichen Sinne.
Gigi: He calls me the bionic woman.
Jesse: Is that a compliment?
Zugegeben, der Film ist optisch eine Wucht. Die Bildkomposition, die Ausleuchtung, die Kostüme und wie das alles ineinandergreift ist immer wieder hübsch anzusehen. Jedoch ist diese Schönheit auch das einzige was der Film zu bieten hat. Die Geschichte fängt in dem mit 2 Stunden erstaunlich langen Film (gemessen am Inhalt) nach einer Stunde an sich arg in die Länge zu ziehen. Trotzdem kommt der Schlussakkord dann nahezu unverhofft und scheinbar ohne eine deutliche Entwicklung. Dessen abschließende Botschaft hingegen ist erneut wenig verschleiert sondern platt wie man es von einer dünnen Story auch erwarten sollte. Zudem bedient sich Autor und Regisseur Nicolas Winding Refn nun zusätzlich bei reichlich Gewalt und nackter Haut.
Es wird nicht mal versucht der Welt der Models irgendeine neue Komponente abzugewinnen. Sämtliche altbekannten Zutaten werden genommen und in diesen wirren Cocktail aus Farben und Musik geschmissen.
True beauty is the highest currency we have. Without it, she would be nothing.
Es scheint, dass sich Nicolas Winding Refn einen Spaß daraus macht nun Filme zu machen um genau die Leute zu verschrecken die hoffen er macht einen zweiten „Drive“. Doch als Gegenmaßnahme dann einen praktisch inhaltsleeren Film auf die Leinwand zu lassen der seinem Zuschauer lediglich schicke Farbtöne, garniert mit Elektromusik, nackten Körpern und Gewaltspitzen vorsetzt ist etwas zu stark verkopft. In Cannes hat das soweit funktioniert das der Film mit Buh-Rufen verabschiedet wurde. Das hat Refn sichtlich gefallen, doch viele Fans wird er mit „The Neon Demon“ nicht finden.
Filmbewertung: 5/10
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