Life

Life
Originaltitel: Life – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: Daniel Espinosa

Erscheinungstermin: Jetzt im Kino

Darsteller: Jake Gyllenhaal, Rebecca Ferguson, Ryan Reynolds, Hiroyuki Sanada, Olga Dihovichnaya, Naoko Mori, Ariyon Bakare, Alexandre Nguyen, Camiel Warren-Taylor, Hiu Woong-Sin, u.A.

Filmkritik: Nach dem Anschauen von „Life“ ist ganz klar, weshalb die Macher den Streifen anscheinend unbedingt von Ridley Scotts „Alien: Covenant“ in die Kinos bringen wollten. Denn in den letzten paar Jahren gab es kaum Werke, die sich derartig dreist bei dem „unheimlichen Wesen von einer fremden Welt“ bedient haben. Dazu kommen noch große Teile von Alfonso Cuaróns „Gravity“ und voila, eigentlich können wir uns die restliche Kritik gleich ganz sparen. Aber wir wollen ja mal nicht so sein.

„Sind hier vielleicht irgendwelche originellen Ideen drin?!?“

ATTACK OF THE B-MOVE MONSTERS FROM OUTER SPACE

Kurz zur Geschichte von „Life“: Probe vom Mars enthält außerirdischen Einzeller. Auf der internationalen Weltraumstation wird das Ding herangezüchtet. Es wird bei einer Aktion von einer Grundschülerin auf der Erde „Calvin“ genannt, was nachher verschiedene Situationen etwas unfreiwillig komisch macht. Als es sich nicht mehr bewegt hat der Wissenschaftler die glorreiche Idee Calvin mit Elektroschocks „aufzuwecken“. Calvin wird sauer und marodiert durch die Weltraumstation. Die Wissenschaftler versuchen diesen Organismus nicht auf die Erde zu lassen und sich selbst zu retten. The End.

Die beiden Autoren Rhett Reese und Paul Wernick, die zuvor solche Werke wie „Deadpool“, „G.I. Joe: Retribution“ und „Zombieland“ geschrieben haben, bemühen sich redlich darum, „Life“ einen seriösen Anstrich zu geben. Und hauen jedes Mal grandios daneben. Jedes Mal, wenn die wissenschaftliche Seite hervorkommt, Fragen über die Natur des außerirdischen Aufwirft und gerade dabei ist interessante Ansätze hervorzukramen, schwupp die wupps: Es gibt Geschrei, Gerenne und Geblute. „Vielleicht ist Calvin gar nicht böse, sondern verteidigt sich nur?“ Nope, Calvin ist ein typisches Arschloch-Alien, wie es bereits in tausend Filmen – grob geschätzt – seit den 50er Jahren vorgekommen ist. Aber hey, that’s „Life“! *badum-tisch*

„Oh, eine fremde Lebensform vom Mars! Schnell, lass sie uns anstubsen!“

ASTRONAUTEN WIE DU UND ICH

Was den Autoren allerdings gut gelingt, sind die Zwiegespräche der Raumstationsbesatzung. Es entsteht schnell das Gefühl, dass die Figuren seit einiger Zeit Freunde und ein gut eingespieltes Team sind. So wird auch der fünfte Klischee-Moment nicht wirklich langweilig.
Darüber hinaus ist der Ablauf generell sehr flott, so dass es eigentlich keinen ruhigen Moment gibt. Stetig passiert etwas, an der Raumstation geht wieder etwas kaputt, oder sonstiges Chaos sorgt für neuen Trubel.
Was die Schreiber aber nicht geschaffen haben, sind wirklich interessante Charaktere. Jenseits von – vielleicht – Jake Gyllenhaals Figur kann man die restlichen Astronauten ganz leicht in Archetypen aufteilen: der amerikanische Spaßmacher, die taffe Russin, die engagierte Sicherheitschefin, der introvertierte Engländer und, äh, der Asiate.

„Oh Gott, das war eine furchtbare Idee! Warum hab ich hier nur meine Hand reingesteckt?!?“

RETURN OF THE 80s VIDEO-CREATURES

Überhaupt wirkt „Life“ konsequent so, wie einer der typischen „Alien“-Klone, die während der 80er Jahre stetig in den Regalen der Videotheken standen. Und das ist jetzt absolut nicht negativ gemeint. Im Gegenteil. Vor dreißig Jahren hätte „Life“ wohl statt 58 Millionen maximal 1,5 Millionen gekostet und wäre wohl genauso ein gut gelaunter Sci-Fi-Horror geworden. Jene B-Streifen einer vergangenen Ära sind auch ziemlich offensichtlich die Inspirationgewesen für die Macher. Das wird erst recht beim Abschluss deutlich. Bei „Life“ steht eben kein neuer Ansatz im Vordergrund. Es sollen keine neuen Themen erforscht, oder Genre-Elemente variiert werden, sondern hier wird schlicht klassische Sci-Fi-Monster-Kost im Vordergrund. Die wird mit einem – für Hollywood gar nicht mal so üppigen – Multi-Millionen-Dollar-Budget dann auch durchaus liebevoll zelebriert.

Fazit: Das Problem ist im Endeffekt: Wer die „Alien“-Reihe – und erst recht einige der 80er Jahre-B-Streifen – kennt, der wird „Life“ mögen, aber wahrscheinlich auch recht schnell wieder vergessen. Abgesehen von dem – nicht immer – gut animierten Oktopus-Quallen-Lovecraft-Monstrum, gibt es wenig, das bei „Life“ in Erinnerung bleibt. Selbst an jene Kreatur denkt man später wohl eher mit einem Lächeln, weil es immer ziemlich absurd klingt, wenn die Protagonisten verängstigt davon reden, dass „Calvin“ gerade wieder einen ihrer Freunde umgebracht hat.
Aber, wie gesagt, wer die klassischen Videotheken-Streifen mochte, der wird für einen Abend auf jeden Fall auch mit „Life“ seinen Spaß haben. Es ist cineastisches Fast Food: Kurz lecker, aber nicht wirklich sättigend. Es ist eigentlich nichts, was man wirklich gebraucht hätte, obwohl es im Endeffekt eben ganz nett war für Zwischendurch.

Filmbewertung: 6/10

P.S.:
Richtig drollig wird die Verwandschaft zu Ridley Scotts-Weltraum-Horror gleich zu Beginn, wenn der Titelschriftzug mehr oder weniger die gleiche Schriftart wie „Alien“ hat. Danach ist auch das erste Bild ebenfalls ein Planet, hinter dem die Sonne aufgeht.
Auf jeden Fall kann man den Machern nicht vorwerfen, dass sie ihre Inspirationen verbergen würden.