The Void
Originaltitel: The Void – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: Jeremy Gillespie, Steven Kostanski
Erscheinungstermin: Jetzt im Handel
Darsteller: Ellen Wong, Kathleen Munroe, Aaron Poole, Kenneth Welsh, Art Hindle, Daniel Fathers, Stephanie Belding, u.A.
Filmkritik: Es ist immer schön, wenn ein überraschend guter Streifen einfach so aus dem Nichts auftaucht. Aber wisst ihr, was noch besser ist? Wenn man die Entwicklung hin zu diesem Knaller selber miterlebt hat. „The Void“ ist einer dieser Fälle. Denn was einst im Larvenstadium mit Gags und Gaga-Momenten begann, hat sich mit „The Void“ in einen faszinierenden Schmetterling entpuppt.
Der kanadische Geheimtipp: Astron-6
Vorhang auf für „Astron-6“. Das ist eine Gruppe von (mehr oder weniger) jungen kanadischen Filmemachern, die das Genre- und B-Movie-Kino lieben. Ihr erstes abendfüllendes Werk war die dystopische Sci-Fi-Action-Parodie „Manborg“. Voll von liebevoll aber nicht sonderlich gut getricksten Green-Screen-Aufnahmen, Stop-Motion-Momenten und zahlreichen Lachern ging es hier gegen satanische Mächte. Die hatten die Erde übernommen und nur ein Cyborg und seine Freunde konnten dem Ganzen ein Ende bereiten. Obendrauf gab es den Kurzfilm „Bio-Cop“ nach dem Abspann, ein weiteres Kleinod des guten schlechten Geschmacks.
Dies wurde weiter kultiviert mit „Father’s Day“. Einem Streifen, indem ein Ermittler einem wahnsinnigen, vatervergewaltigenden Serienmörder wortwörtlich bis in die Hölle hinterherjagt. Mehr Gags, mehr Derbheit, aber auch noch mehr Inszenierungsflair taten sich hier auf. Dann kam vor kurzem „The Editor“ in Amerika heraus – und bald auch hierzulande. Eine Giallo-Parodie, welche es allerdings inszenatorisch und von ihrem fantastischen Soundtrack her absolut mit vielen ernstgemeinten Ablegern der Serie aufnehmen konnte. Wohin konnte also „Astron-6“ noch wachsen? Antwort: Ins „richtige“ Genre-Kino!
Kosmischer Horror – 80s-Style
Anstatt aufs parodistische Gags setzen die Macher bei „The Void“ – der auch nicht so recht unter dem „Astron-6“-Banner vermarktet wurde, um einen klaren Einschnitt zu früheren Werken zu vermitteln – auf viel Atmosphäre: Ein verletzter Irrer wird von einem Kleinstadt-Sherriff aufgegriffen und zur Versorgung in ein nahes Krankenhaus gebracht. Dort gab es allerdings vor kurzer Zeit einen Brand und es ist nur eine Mindestbesetzung vor Ort. Als Leute versuchen das Krankenhaus zu verlassen, sammeln sich mysteriöse Sektenjüngern vor dem Eingang und attackieren jeden, der das Haus verlassen will. Und dann geschieht es: Unheimliche Metamorphosen befallen die Eingeschlossenen und der einzige Ausweg ist ein Abstieg direkt in die Hölle …
Großer Schrecken, kleines Budget
Klar inspiriert von John Carpenters „Die Fürsten der Dunkelheit“, Lucio Fulcis „Über dem Jenseits“ und aufgeladen mit viel Lovecraft-Mythologie, zeigt „The Void“ eindeutig seine Einflüsse. Doch die Art und Weise der Verarbeitung zeigt, dass die Lektionen der 80er-Jahre-Horrorfilme verstanden und – meist – gut umgesetzt wurden. Sympathische Figuren tummeln sich hier im Geschehen und auch die Inszenierung selbst erschafft durch tiefe Schatten und das anfängliche Nichtzeigen der Kreaturen eine faszinierende Stimmung. Dabei gibt es aber auch ein paar Probleme. Wenn etwa beim ersten Kampf mit einem Monstrum anscheinend die Macher sich krampfhaft mit wackelnder Optik und flackerndem Licht bemühen das Wesen nicht zu zeigen, dann erscheint das Ganze sehr ungelenk. Erst recht, weil es im Endeffekt nur zwei Leute sind, die in einem freien Gang mit Äxten auf ein Monstrum einschlagen.
Doch diese Probleme gibt es glücklicherweise nur selten und mit größerer Laufzeit wird das Werk auch immer zeigefreudiger. Dabei werden auch einige durchgehende Themen in das Geschehen verwoben. Ob es nun um die Erschaffung neuen Lebens geht, oder die Abhängigkeit zwischen Meister und Schüler: Verschiedene Ansätze finden sich in unterschiedlichen Horror-Aspekten wieder. Dabei wissen die Macher auch ganz genau, wann es Zeit ist auf die Bremse zu treten und einen Moment auf sich wirken zu lassen.
Fazit: „The Void“ ist ein klares Zeichen dafür, dass auch heute noch der kostengünstige, aber künstlerisch effektvolle B-Horror so gut sein kann wie in vergangenen Zeiten. Dabei sind die Macher noch nicht auf dem Level eines Carpenters während seiner Hochphase angekommen, aber auf dem besten Weg dahin. Wenn die Filmemacher ihre eingeschlagene Richtung beibehalten und nun weiter auf ernsten Horror setzen – oder sich zumindest abwechseln mit ihren ebenfalls großartigen Parodien – dann kann noch etwas ganz, ganz Großes entstehen. Bis dahin gibt es für „The Void“ anderthalb Daumen hoch und die Filmbewertung: 7/10
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