Plan B: Scheiß auf Plan A
Originaltitel: Plan B: Scheiß auf Plan A – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: Ufuk Genc, Michael Popescu
Erscheinungstermin: Jetzt im Kino
Darsteller: Can Aydin, Cha-Lee Yoon, Phong Giang, Eugene Boateng, u.A.
Filmkritik: Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Gerade wenn man denkt, dass das deutsche Kino komplett in einem Meer aus Beziehungskomödien und Problemthema-Aufbereitungen absäuft, kommt ein Werk wie „Plan B“ daher. Der Streifen zeigt nämlich eindrucksvoll, dass unterhaltsame Action auch hierzulande eigentlich gar kein Problem ist.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Vier Stuntman-Freunde (ok, oder eher drei plus Manager) die auch ordentlich Martial-Arts können, haben aus Versehen die falsche Adresse aufgeschrieben, platzen in einen Gangster-Deal rein und müssen nun einem McGuffin hinterherjagen, um ihre Haut zu retten. The End.
Die 80er Jahre leben hoch!
Direkt fällt die 80er-Jahre liebende Optik des Geschehens auf, das mit satten Neonfarben und bunten Highlights direkt einmal aus dem Allerlei des aktuellen Kinogeschehens herausfällt. Irgendwo zwischen „Scott Pilgrim“ und „Kung Fury“ angesiedelt wird dann auch inhaltlich eine Liebeserklärung an den Actionfilm verfasst. Mit Anleihen bei Videospielen, dem Hongkong-Kino und Co. gibt es hier in kleinen, aber feinen Scharmützeln gut inszeniert auf die Zwölf.
Positiv fällt dabei ebenfalls auf, dass die einzelnen Sequenzen als Mini-Kapitel innerhalb der großen Handlung präsentiert werden. Sie tragen neckische Titel wie „Big Trouble in Little Istanbul“ und verweisen so liebevoll auf die Vorbilder. Der Soundtrack steht dem Ganzen in Nichts nach und serviert eine großartige Mixtur aus bekannten Melodie-Versatzstücken und eigenen Synthie-Kreationen.
Die Actionstars von Morgen
Ein weiteres Highlight sind die Nachwuchs-Stars von „Plan B“, bestehend aus Can Aydin, Cha-Lee Yoon, Phong Giang und Eugene Boateng. Besonders die ersten drei haben einen unverbrauchten und direkten Charme, der darauf hoffen lässt, dass sie noch ein paar weitere Actionfilme veredeln. Auch die Gruppendynamik klappt wunderbar und man nimmt es den Vier direkt ab, dass sie schon lange Freunde sind. Ein paar Dialoge sind zwar etwas holprig, aber was solls?
Etwas „Hit’n Miss“ ist Eugene Boateng, der als „der Lustige“ in der Gang ist und keine Martial-Arts-Fähigkeiten hat. Es wäre schön gewesen, wenn der Streifen ihm vielleicht ein anderes Gimmick jenseits von „kann tanzen“ gegeben hätte, damit er auch in Sachen Bewegung mit den anderen drei mithalten konnte. Auch schwanken seine Gags zwischen großartig und gähn.
Cineastische Kinderkrankheiten in der Inszenierung
Und, ja, wo Licht ist, da ist auch Schatten. Das ist auch bei „Plan B: Scheiß auf Plan A“ so. Dass direkt die erste Actionszene die mit Abstand größte des gesamten Films ist, ist schon durchaus ein kleines Actionkino-No-Go. Zudem zerfällt die Inszenierung in der zweiten Hälfte etwas, wenn die Handlung ein paar Haken schlägt und Umwege einbaut. Das Finale ist leider auch etwas verquer, da die Bösewichte nicht wirklich von den Martial-Arts-Freunden besiegt werden, sondern diese sich mit den „Henchmen“ prügeln dürfen. Etwas mehr Aufbau und Payoff wäre da schön gewesen, wobei zumindest der Kampf von Stallone-Fanboy Can mit dem „Big Black Guy“ des Streifens eine absolute Freude ist. Für sich genommen ist das verdammt cool, aber eben die eigentlichen Schurken hätten mehr involviert sein müssen.
Fazit: Im Endeffekt macht aber auch das nichts aus, denn, Hand aufs Herz, „Plan B: Scheiß auf Plan A“ ist der wichtigste deutsche Film des Jahres. Denn auch wenn der Streifen hier und da noch inhaltlich typische Kinderkrankheiten hat, so ist doch klar, dass die Macher zu Großem fähig sind. Die Actioninszenierung ist fantastisch, die Kamera ist weit genug weg, die Einstellungen sind lang genug, damit man die Choreographie genießen kann. 200 Millionen Dollar+ Hollywoodstreifen können davon noch etwas lernen.
Nach „Plan B“ merken die Macher bestimmt, was funktioniert hat und was nicht und bringen hoffentlich einen weiteren Actionknaller heraus. Doch bis dahin gibt es die knappe, aber Vorschusslorbeeren auf Zukünftiges und einem großen Gute-Laune-Faktor wohl verdiente Filmbewertung: 7/10
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