Girls‘ Night Out
Originaltitel: Rough Night – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: Lucia Aniello
Erscheinungstermin: Seit 29.06.2017 im Kino
Darsteller: Scarlett Johansson, Jillian Bell, Zoë Kravitz, Ilana Glazer, Kate McKinnon, Paul W. Downs, Ryan Cooper, Ty Burrell, Demi Moore, Enrique Murciano, Dean Winters, Colton Haynes, Patrick Carlyle
Filmkritik: Nach zehn langen Jahren sind die fünf alten College-Freundinnen Jess (Scarlett Johansson), Pippa (Kate McKinnon), Frankie (Ilana Glazer), Alice (Jillian Bell) und Blair (Zoë Kravitz) endlich wiedervereint: Auf einem wilden Junggesellinnenabschied in Miami lassen sie so richtig die Sau raus! Doch die ausgelassene Party läuft plötzlich aus dem Ruder, als die Clique aus Versehen einen Stripper um die Ecke bringt. Panik bricht aus und für die Frauen beginnt eine wahnsinnige Nacht voller skurriler Eskapaden, die sie nur überstehen werden, wenn alle zusammenhalten…
„Rough Night“ wirkt aufgrund der Ausgangslage wie die Frauenversion von „The Hangover“. Eine Gruppe Frauen die sich aus der Unizeit kennen fahren 10 Jahre später nach Miami weil eine von ihnen heiratet. Natürlich gibt es die Karrierefrau, die Schönheit, die Aktivistin (aka Arbeitslose), die Freundin aus Übersee und die nette dicke mit dem versauten Humor. Allerdings kommt der Film insgesamt nicht mal in die Nähe seines männlichen Vorbilds.
Welcome to Miami, oder?
Vielmehr braucht „Rough Night“ erst mal eine gute halbe Stunde um überhaupt irgendwie in die Spur zu finden. Es geht los mit einer Rückblende zur Uni-Zeit. Hier deutet sich bereits an, in welche Richtung der Humor geht. Dann ein Sprung in die Gegenwart und alsbald beginnt der Ausflug nach Miami. Doch abgesehen von einem kurzen Abstecher in ein Restaurant und einen Club, machen die Mädels um das Nachtleben in Florida einen großen Bogen. Kein Wunder, mehr als ein paar Archivbilder von Miami bekommt man im Film ohnehin nicht zu sehen. Gedreht wurde in Kalifornien und New York.
Weekend at Bernie’s Ultralight
Der größte Teil des Films spielt hingegen in einer großen Villa am Strand. Neben den offenherzigen Nachbarn (komplett verschenkt: Ty Burrell und Demi Moore) dreht es sich nun hauptsächlich um einen versehentlich umgebrachten Stripper. Die Geschichte läuft dann genretypisch immer weiter aus dem Ruder. Die Polizei zu rufen ist schnell unmöglich. Also muss die Leiche weggeschafft werden, taucht wieder auf, muss anderweitig entsorgt werden und so weiter. Was eine nette „Weekend at Bernie’s“ Hommage hätte werden können, erschöpft sich aber sehr schnell und wird langweilig. Zumal die immer wieder auftauchenden Fallstricke schnell absurd werden ohne dabei wirklich zu unterhalten.
Natürlich entwickelt sich aus der Nummer um den toten Stripper noch eine etwas weitergreifende Geschichte. Im Finale des Films löst sich alles schließlich explosionsartig auf um der Absurdität die Krone aufzusetzen.
Aber wir brauchen doch noch was für die Männer
Da der Film hauptsächlich von den 5 Frauen handelt, könnte man schnell zu der Annahme kommen das es sich hier um einen typischen „Frauenfilm“ handelt. Da ich mit dieser Typisierung selbst ohnehin nur wenig anfangen kann (wohl weil ich viele dieser so genannten Frauenfilme auch gerne schaue) kann ich das ohnehin nicht bestätigen. Die Produzenten, die Autoren oder beide haben allerdings einen ganzen Subplot um den Verlobten von Scarlett Johanssons Charakter Jess eingebaut. Man stelle sich vor das hätte es so bei „The Hangover“ gegeben?!
Eben dieser Verlobte, der mit seinen Freunden (u.a. Eric André) zunächst bei einer hochnäsigen Weinprobe gezeigt wird, dreht völlig durch als Jess ihn anruft und anfängt über das Stripper Malheur zu berichten. Durch einen herbeigeführten Gesprächsabbruch versteht er ohnehin alles falsch. Prompt denkt er die Ehe sei in Gefahr, also macht er sich auf zu seiner Holden. Heraus kommt hier ein völlig absurder Trip welcher humortechnisch irgendwo zwischen den „Scary Movie“ Fortsetzungen und den Friedberg und Seltzer Komödien („Meet the Spartans“) anzuordnen ist. Mit Windeln eingepackt (um nicht zum kacken anhalten zu müssen) und zugedröhnt mit Red Bull (später noch Pillen, Meth und anderen Drogen) trifft er auf seinem schrillen Trip natürlich allerhand verrückte Vögel und gerät in bekloppte Situationen. Gebraucht hätte es all das keinesfalls und die Integration in den Storybogen geschieht am Ende auch wortwörtlich mit dem Holzhammer.
Was bleibt am Ende?
„Rough Night“ hätte das Potential gehabt vieles zu sein. Ein weibliches „The Hangover“ wäre möglich gewesen. Aber auch der beschränkte Handlungsort hätte zu einem guten Film führen können z.B. wie der erwähnte „Weekend at Bernie’s“. Heraus kommt dann aber leider nur eine Komödie die vieles versucht, der aber nur wenig gelingt. Bereits der Einstieg ist so holprig und viele Gags gehen direkt ins Leere, dass es schwer fällt sich für die zweite Filmhälfte aufzuraffen. Die gelungenen Gags muss man mit der Lupe suchen. Eine der witzigsten Szenen kommt erst während des Abspanns. Das Drehbuch ist ein einziges Chaos dem in erster Linie das Timing komplett abhandenkommt und die Storyline um den Verlobten wirkt komplett nachträglich drangesetzt. Alles in allem eine größtenteils leider verschenkte R-Rated Comedy.
Filmbewertung: 5/10
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