The Disaster Artist
Originaltitel: The Disaster Artist – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: James Franco
Erscheinungstermin: Ab 01.02.2018 im Kino
Darsteller: Dave Franco, James Franco, Seth Rogen, Ari Graynor, Alison Brie, Jacki Weaver, Paul Scheer, Zac Efron, Josh Hutcherson, June Diane Raphael, Megan Mullally
Filmkritik: „The Disaster Artist“ ist die wahre Geschichte hinter dem Film „The Room“ des ambitionierten Filmemachers und berüchtigten Hollywood-Außenseiters Tommy Wiseau (James Franco). Ein Künstler, der mit großer Leidenschaft zu Werke ging, dabei aber fragwürdige Methoden anwandte. Regisseur James Franco („As I Lay Dying“, „Child of God“) verwandelte die tragikomische Story in ein Loblied auf Freundschaft, künstlerische Selbstverwirklichung und Träume, die trotz unüberwindlicher Hürden Realität werden.
„The Disaster Artist“ ist also die Verfilmung des Buches „The Disaster Artist: My Life Inside The Room, the Greatest Bad Movie Ever Made”. Es erzählt die Entstehung des berühmten “bad movie” “The Room”. Braucht man das wirklich? Darauf versucht dieses Review eine Antwort zu finden.
Was ist denn „The Room“?
Sollte es wirklich noch Leute geben die „The Room“ nicht kennen, denen kann man nur raten vor der Sichtung von „The Disaster Artist“ dies nachzuholen. „The Room“ ist wirklich einer dieser Filme die so kacke sind das sie wieder gut sind. Und zwar kein „Sharknado“ der extra auf schlecht gemacht wird, „The Room“ ist noch einer der wenigen ehrlich schlechten Filme.
Drehbuch und schauspielerische Leistungen sind teilweise jenseits von gut und böse. Große Teile des Scripts machen keinen Sinn, haben keinerlei Berechtigung und werden am Ende einfach ignoriert. Was bei der Stange hält ist in erster Linie das genial schlechte Schauspiel von Tommy Wiseau.
Umso interessanter ist es natürlich dann, nach dem Film mit „The Disaster Artist“ mehr über die Hintergründe zum Machwerk „The Room“ zu erfahren. Wer ist dieser Tommy Wiseau eigentlich, wieso hat er so einen seltsamen Akzent und überhaupt wie kam es eigentlich zu „The Room“?
Knapp ein Drittel des Films beschäftigt sich mit der Entstehung. Zwar wird auch hier nicht klar, wer Tommy Wiseau nun genau ist, woher er das Geld für einen Film wie „The Room“ nimmt oder wie alt er eigentlich ist. Aber James Franco als Tommy Wiseau macht trotzdem eine super Show daraus. Er spielt den Charakter genauso wie man es sich vorgestellt hat. Dabei wandert er immer auf dem schmalen Grad zwischen Genie und Wahnsinn.
Tommy Wiseau hat ein sehr interessantes Gemüt. So wirklich böse ist er niemandem, trotzdem hat man immer das Gefühl, dass ihm ein falscher Satz das Herz brechen könnte. Klar, er wirkt auch manchmal wie ein eingebildeter Künstler, also eben das was man von ihm erwarten würde, aber selbst dieser Art seiner Figur kann man nette Seite abgewinnen. Generell, dass er sich im echten Leben voll damit abgefunden hat das sein Film zum „greatest Bad Movie“ geworden ist, braucht ja schon viel Charakterstärke.
Tommy Wiseau, der große Unbekannte
Insgesamt ist die Geschichte in „The Disaster Artist“ aber sehr fokussiert auf die Freundschaft zwischen Tommy und Greg. Doch auch hier bleibt der Film am Ende viele Antworten schuldig. Was treibt Tommy an Greg mitzuziehen? Suchte er einfach nur einen Freund fürs Leben? Dadurch das der echte Wiseau so ein großes Rätsel aus seiner gesamten Vergangenheit macht, kann der Film den diversen Spekulationen nichts neues mehr hinzufügen und man fühlt sich ein wenig im Stich gelassen. Trotzdem funktioniert die Freundschaft gut, die beiden Franco Brüder gehen gut aufeinander ein.
Wirklich lustig sind hingegen die Behind the Scenes Aufnahmen der Dreharbeiten. Mit welcher Selbstverständlichkeit Tommy Wiseau hier die Millionen raushaut um seinen Traum zu verwirklichen ist einfach nur unterhaltsam. Immer wieder belächelt die Crew sein Drehbuch, sein Schauspiel (er kann nicht mal einen Satz fehlerfrei aufsagen) und die ganze Art den Film zu machen. Das es dann am Ende wirklich zu einem Film reicht, der eine Premiere feiert und die gesamte Crew und Gäste sich im Kinosaal einen ablachen, nun ja etwas Besseres hätte dem Film (unter den Umständen) eigentlich nicht passieren können.
Muss man den gesehen haben?
Ist „The Disaster Artist“ nun ein Film den man unbedingt schauen sollte? Wer „The Room“ kennt und ihn lustig findet, der kommt natürlich an „The Disaster Artist“ nicht vorbei. Allerdings kann man sich schon fragen wo der Sinn darin ist, diverse Szenen einfach nur 1:1 nachzustellen. Vor dem Abspann werden noch über 2 Minuten lang Szenen des Originals mit der Kopie verglichen. Das hätte es irgendwie nicht gebraucht denn das Original ist in seiner „Schlechtheit“ dann ja doch einfach unerreicht. Eine Szene wie die berühmte „Rooftop-Scene“ („I did nooot…Oh Hi Mark“) darf natürlich nicht fehlen und wird entsprechend lange bereits während des Films gewürdigt. Aber mehr Background und weniger nachspielen von bekannten Szenen hätte dem Film gut getan.
So ist man sich am Ende unsicher was „The Disaster Artist“ eigentlich sein möchte. Ich kenne das zugrunde liegende Buch nicht und kann daher nicht beurteilen ob dies einfach nicht mehr hergegeben hat, aber inhaltlich kann der Film bis auf die ganz gute Freundschaft zwischen den Hauptdarstellern nicht viel bieten. Der Behind the Scenes Aspekt ist zwar größtenteils lustig aber wirkt dann irgendwie insgesamt doch eher kurz.
Unterhaltsam, vor allem für „The Room“-Fans ist der Film allemal. Wer bisher aber nichts von „The Room“ gehört hat, der kann sich auch „The Disaster Artist“ getrost sparen.
Filmbewertung: 7/10
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