Predator Upgrade

 

PREDATOR: UPGRADE
Originaltitel: The Predator – Erscheinungsjahr: 2018 – Regie: Shane Black

Erscheinungstermin: 13. September 2018

Darsteller: Yvonne Strahovski, Olivia Munn, Jacob Tremblay, Thomas Jane, Boyd Holbrook, Sterling K. Brown, Lochlyn Munro, Niall Matter, Jake Busey, Keegan-Michael Key, u.A.

Filmkritik: Willkommen zu „Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst“-Predator-Edition! Denn eigentlich hört es sich doch super an: Shane Black und Fred Dekker schreiben ein Skript zu einem neuen PREDATOR-Film und Black inszeniert das Ganze auch noch? Mit Thomas Jane und Jake Busey?!? „Fuck yeah, da bin ich sowas von dabei!“ war mein erster Gedanke. Was mir während der Sichtung durch den Kopf ging, hatte auch mit „Fuck“ zu tun, aber statt „Fuck yeah!“ war es leider „What the FUCK?!?“

Sprüche, mehr Sprüche und noch etwas Comedy obendrauf

Ihr dachtet, dass aktuelle Marvel-Filme viel Humor haben und „quippy“ sind? Dann werdet ihr in PREDATOR: UPGRADE wohl euren Meister finden. Denn das Team aus psychisch gestörten, aber irgendwie ganz knuddeligen Soldaten, das hier gegen den Predator antritt, ist nie um einen Spruch verlegen. Die Gruppendynamik, die Gags untereinander, all das ist dann auch der mit Abstand unterhaltsamste Aspekt des Films. Shane Black hat zwar definitiv einen Clown gefrühstückt, kann aber immer noch kernige Kerle-Dialoge schreiben. Und … äh … eigentlich war es das dann schon?!?

Manche Actionszenen waren ganz gut gemacht und angenehm blutig, wobei niemals ansatzweise die Intensität des ersten, zweiten, oder dritten Films dabei herumkam. Dafür war der Streifen einfach zu schnell. Denn die Action geht direkt mit der ersten Sekunde los und der Rest ist eine reine Hatz, von einer unwichtigen Location zur nächsten.

Geschmacksneutrale Helden

Es ist nett, dass quasi alle Leute im Film bereits von den Predatoren wissen, oder ihnen schnell erklärt wird, was da gerade passiert. Doch dies hat man in die falsche Richtung übertrieben, da, abgesehen vielleicht von ein, zwei kleinen Stellen zu Beginn, niemals richtige Angst vor dem Jäger aus dem All aufkommt. Wie auch, wenn Olivia Munn cool mit einer Knarre hinter dem Predator herrennt und ihn „Mein Alien-Tier!“ nennt?!? (Und zumindest für eine ganz lustige Dialog-Hommage sorgt.)

Thomas Jane darf als lustiger Tourette-Syndrom-Spinner im Hintergrund herumlatschen und Jake Busey ist in zwei Mini-Szenen. Wunderbar. Hauptdarsteller Boyd Holbrook ist ein ganz passables geschmacksneutrales Weißbrot, das unglaublich weit weg ist vom Charisma von eigentlich allen anderen PREDATOR-Protagonisten. Selbst seine eigene Crew läuft ihm immer wieder den Rang ab, wenn es um coole Kerle geht.

Der Predator selbst, auch weil niemand wirklich von seiner Existenz beeindruckt ist, nicht wirklich beängstigend. Noch schlimmer ist, dass man hier das typische Monsterfilm-Klischee eingebaut hat: Ein No-Name? Der wird sofort umgebracht. Ein Predator schnappt sich einen der Helden? Oh, werfen wir den doch erst einmal zehn bis zwölf Mal durch die Gegend, bevor auch nur daran gedacht wird ein Messer oder ähnliches einzusetzen. Generell ist so etwas nicht schlimm, wenn es ab und zu vorkommt, aber bis es schließlich ans große Sterben geht, ist hier ständig nur Rumwerf-Spaß angesagt.

Ebenfalls richtig dämlich war PREDATOR UPGRADEs Idee, einem menschlichen Schurken dermaßen viel Screentime zu geben und dann – während eines spürbar nachgedrehten Finales – fast seine gesamte Nebenhandlung auf die Schnelle über Bord zu werfen. Apropos Nebenhandlungen …

Die Nebenhandlungen: zu viel und zu dämlich

„Vielleicht war es ja gut, dass Fred Dekker bislang nichts mehr geschrieben und inszeniert hat!?“ Das war mein erster Gedanke zum Skript und das von mir, dem Dekker-Liebhaber, der für ROBOCOP 3 immer ein Auge zudrückt. Denn was PREDATOR UPGRADE an nutzlosen Nebenhandlungen auffährt, die noch dazu absolut lächerlich sind, ist einfach nur unglaublich. Soll das hier eine Parodie sein?

Von handlungsrelevanten(!) Subplots der Marke – MINI-SPOILER – „Autismus ist der nächste Schritt der Evolution“, bis hin zu den die internen Predator-Streitigkeiten, damit man auch ja einen größeren und böseren Alien-Jäger dabei haben kann: Warum?!? Hätte man sich eine (dumme) Idee genommen und weiter ausgebaut, hätte man zumindest inhaltlich etwas Stringenz beweisen können. So schlingert PREDATOR UPGRADE allerdings von einer groben Idee zur nächsten, ohne irgendwie eigene Impulse zu geben.

Ganz schmerzhaft ist das letzte Drittel, das nicht nur einen verbalen Austausch zwischen Predator und Menschen zu bieten hat (da hab ich jetzt keine Skrupel das zu spoilern), sondern auch noch im Schnellverfahren dann doch den Original PREDATOR nachspielen will. (Was stark an ALIEN: COVENANT erinnerte und sein Mini-Remake des Erstlings in den letzten zwanzig Minuten. Dort und wahrscheinlich auch beim Predator hatte das Studio seine Finger im Spiel.) Wenn dann die Soldaten ständig weiter mit Handfeuerwaffen auf den kugelsicheren Predator schießen, wünscht man sich längst ins Land der „PM Entertainment“-Action der 90er Jahre zurück. Damals war der Krawall auch dämlich, hatte aber zumindest nicht solche enormen Probleme beim Ton des Films. Ist es alles nur ein Gag? Was soll ernst sein? Besonders im Finale gibt es einige Sequenzen, die beim Publikum der Pressevorstellung beide Emotionen hervorgerufen haben, da man einfach nicht mehr wusste, was PREDATOR UPGRADE nun sein wollte.

Das erste Opfer war die Atmosphäre

Zusätzlich zu all seinen anderen Problemen, zerstört PREDATOR UPGRADE sogar noch eine weitere Konstante des Franchise: die Atmosphäre. Bislang wurde in jedem Teil die Umgebung als eigener Charakter richtig aufgebaut. Ob nun Dschungel, Stadt, oder Alien-Dschungel. Selbst die ALIEN VS. PREDATOR Filme hatten mit ihrer Eispyramide und einer (etwas langweiligen) Kleinstadt exakt definierte Locations. PREDATOR UPGRADE geht im Sauseschritt von einem Land zum anderen, einem Setting zum anderen. Alles wirkt beliebig, kaum etwas hat wirklichen Einfluss auf die Action oder den Bedrohungsgrad des Films.

PREDATOR UPGRADE hätte als humorvoller Actionstreifen funktioniert, in dem ein entfremdeter Soldat seine Familie retten muss. PREDATOR UPGRADE hätte als Geschichte über eine psychisch angeschlagene Gruppe Soldaten funktioniert, die sich mit Galgenhumor einem Jäger aus dem All und ihren persönlichen Ängsten stellen. PREDATOR UPGRADE hätte sogar auch funktioniert als schwarzhumorige SciFi-Thriller über eine schurkische Behörde, die in einen internen Konflikt der Space-Killer reingezogen wird. Aber alles auf einmal ist eben viel zu viel.

Wenn dann im Finale die Action so überzogene Bahnen einschlägt wie noch nie in der Serie, Nebenhandlungen einfach nur komplett abbrechen und irgendwie gar nichts mehr wichtig ist, dann kehrt sitzt man eben einfach vor der Leinwand und fragt sich: „WHAT THE FUCK?!?“ Drolligerweise verabschiedet sich sogar der Film in seiner letzten Szene selbst mit einem der größten „WHAT THE FUCK“-Momente.

FAZIT: Das Schlimmste ist sogar, dass PREDATOR UPGRADE in all seiner Scheißigkeit auch noch durchaus unterhalten kann. Shane Blacks (und vielleicht Fred Dekkers) Schreibe ist einfach zu witzig und charmant, um nicht Spaß zu haben. Aber alles, was die Serie jemals ausgezeichnet hat wird mit Füßen getreten, was noch nicht einmal schlimm wäre, wenn der Streifen eben gute eigene Ideen servieren würde. Doch alles was bei PREDATOR UPGRADE herumkommt, ist ein total überzogener, inhaltlich überfrachteter Gag- und Gore-Mix, der dann auch noch per Nachdrehs seiner letzten inhaltlichen Kohärenz beraubt wurde.
Und ich habe keine Ahnung, was ich dem Ganzen für eine Note gebe, deshalb gibt es an dieser Stelle einfach mal die Filmbewertung 5/10

P.S:: Lust auf Spoiler?

 

Sicher?

Ganz sicher?

 

Ok …

 

Die Predators kommen auf die Erde, um sich mit neuer Genetik aufzupimpen und entführen deshalb den autistischen Sohn des Helden, da „Autismus der nächste Schritt der Evolution“ ist?!? Die Predatoren wollen autistisch werden?!? Wow.
Mir fallen gerade so unglaublich viele böse Gags dazu ein, das ist schon nicht mehr feierlich ….