Die Oscar Verleihung 2019 – oder vielmehr der Weg dorthin – kann ohne Probleme als Skandalträchtig bezeichnet werden. Nachdem Comedian Kevin Hart als Host feststand wurden alte, homophobe Tweets von ihm entdeckt. Daraufhin trat er von seinem Amt zurück. Ein neuer Host wurde nicht mehr gefunden. Niemand wollte sich auf dieser Bühne der Öffentlichkeit preisgeben, sich derart angreifbar machen wie viele andere Hosts der letzten Jahre. Nichtmal alt eingesessene Hasen wollten es machen (oder wurden gar nicht gefragt). Ich denke mal Whoopie Goldberg oder Billy Crystal hätte jeder gerne nochmal gesehen. Aber so entschied sich die Academy die Verleihung ohne Host über die Bühne zu bringen. Zum zweiten Mal in der langen Tradition der Show.
Doch damit nicht genug Skandale. Da die Show immer mehr Zuschauer verliert und jedes mal die Laufzeit kritisiert wurde, plante die Academy 4 Preise in den Werbepausen zu verleihen und die Gewinner dann nach der Werbung zu verkünden. Klar, dass auch hier der Shitstorm nicht lange auf sich warten ließ. Denn die Kategorien sollten sein: Cinematography, Film Editing, Live Action-Short Film sowie Makeup and Hairstyling.
Als sich daraufhin viele Filmschaffende zu Wort meldeten, ruderte die Academy zurück und die Preise sollten dann doch während der Show und nicht in der Werbung gezeigt werden. Gut so.
Und so wusste man dann bis zum Beginn der Show nicht so recht was man bekommt. Wie wird eine Oscar Show ohne Host ablaufen? Um 2 Uhr wurde das Geheimnis gelüftet und die Show begann… mit Queen und Adam Lambert auf der Bühne, welche die Verleihung mit „We Will Rock You“ und „We Are the Campions“ eröffneten. Das ist mal ein starker Auftritt welcher die Halle zum Beben brachte und die Stars direkt mal von ihren Stühlen schmiss. Nicht schlecht.
Anschließend wurde direkt „Actress in a Supporting Role“ vergeben. Dafür kamen Maya Rudolph, Amy Poehler und Tina Fey auf die Bühne. Die 3 ulkten herum und spielten damit, dass es ja keinen Host gäbe aber was denn gewesen wäre wenn die 3 jetzt Host wären. Da frage ich mich doch, wieso eigentlich nicht? Doch leider blieb es beim Gedanken daran. Trotzdem gaben die 3 einen Mini Opening Monologue wie es der Host ansonsten gemacht hätte. Das war nicht schlecht, aber ein echter Ersatz natürlich nicht. Aber besser als gar nichts immerhin.
Der Rest der Show verlief dann wirklich gänzlich ohne Moderator oder großartige Ansagen. Das hatte zwangsläufig Auswirkungen auf den roten Faden der, bis auf die Vergabe der Preise, gar nicht vorhanden war. Es war nun wirklich ein Abarbeiten der Preise und Kategorien. Auch die Preisverleiher waren dieses Jahr nicht besonders kreativ in ihren Ansprachen, fast so als wollten alle vermeiden sich als potentieller Host 2020 zu empfehlen.
Überraschende Momente waren so rar gesät, aber es gab sie dennoch. Da wären z.B. Mike Myers und Dana Carvey die zusammen „Bohemian Rhapsody“ vorstellen, in Anlehnung an ihre berühmte Szene in „Waynes World“. Oder der Umstand das Alfonso Cuarón an einem Abend direkt 3 Oscars mit nach Hause nehmen kann, da er bei seinem Netflix Film „Roma“ neben der Regie auch für die Kamera und die Produktion verantwortlich war und der Film für die Kamera, die Regie und den besten ausländischen Film ausgezeichnet wurde. Unglaublich. Am Ende hatte man den Eindruck er bekommt noch den Preis für die meisten Dankesreden.
Durchaus etwas überraschend war auch, dass Rami Malek für „Bohemian Rhapsody“ gewinnt. Auch wenn er zuvor bereits den Globe gewonnen hat, war sein Sieg bei den Oscars lange Zeit nicht 100% sicher. Ebenfalls überraschend war Olivia Colman als Beste weibliche Hauptrolle für „The Favorite“. Einige haben hier dann doch eher mit Glenn Close gerechnet. Der fantastische „Green Book“ musste auch nicht leer ausgehen, sondern bekommt am Ende die Preise für den Besten Nebendarsteller, den besten Film und das beste Drehbuch. Alles 3 wirklich wichtige Preise, die dem Film gut zu Gesicht stehen.
Und selbst Spike Lee bekommt endlich seinen Oscar. Zwar nicht als Regisseur aber als Drehbuchautor für „BlackkKlansman“. Der auf inhaltlicher Ebene etwas enttäuschende „Bohemian Rhapsody“ räumt zudem wichtige Technik Preise ab wie „Sound Editing“, „Sound Mixing“ und „Film Editing“. Wobei man auch den letzten Preis in Frage stellen kann, doch Schwamm drüber.
Um kurz nach 5 Uhr, also nach ein wenig mehr als 3 Stunden war die 91. Verleihung dann auch zu Ende. Julia Roberts wurde auserkoren am Ende den besten Film zu verleihen und hat dann noch den Rausschmeißer gegeben, „Well apparently that wraps up the 91st. Academy Awards“. Selbst sie schien am Ende verwundert was das für eine Veranstaltung war dieses Jahr. Auf der einen Seite war es angenehm das durch die weggefallenen Host-Parts die Show irgendwie schneller war, andererseits fehlte der Humor der Vergangenheit fast völlig. Zudem erinnert man sich nur noch an ein paar Preise, ansonsten bleibt leider nichts hängen. Hoffen wir mal, dass es 2020 wieder einen Host gibt. In diesem Sinne, bis in einem Jahr.
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