Heroic Trio
Originaltitel: Dung fong saam hap – Erscheinungsjahr: 1993 – Regie: Johnnie To
Darsteller: Michelle Yeoh, Anita Mui, Maggie Cheung, Damian Lau, Anthony Wong
Filmkritik: Johnnie To ist kein unbeschriebenes Blatt. Immer wieder liefert der Ausnahmeregisseur aus Hong Kong tiefsinnige, dramatische, emotional packende und / oder verdammt actionreiche Streifen der oberen Güteklasse ab. So langweilig wie es auch sein mag, das „Heroic Trio“ von Anfang der 90er machte da keine Ausnahme.
Im Film geht es um drei Frauen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Alle Drei springen durch die bunten, bis ins letzte Detail stilisierten Bilder einer nicht näher benannten Zukunft/Vergangenheit/Wasauchimmer-Welt, in der gerade ein Serienentführer männliche Babys im Dutzendpack entführt. Eine Söldnerin, „Thief Catcher“ (Maggie Cheung) versucht der Polizei (für eine gute Bezahlung) zu helfen, während aus dem Schatten heraus die mysteriöse „Wonder Woman“ (nicht verwandt oder verschwägert mit der DC-Heroin) versucht für das Gute einzutreten, während die „Invisible Woman“ (die ebenfalls nichts mit ihrem Marvel-Pendant sowie den „Fantastischen Vier“, Band oder Heldengruppe, zu tun hat) der Polizei ein Baby nach dem Anderen vor der Nase wegschnappt. Einen mächtigen, uralten Dämon der im Hintergrund die Fäden zieht gibt es ebenso wie natürlich tragische, in Rückblenden präsentierte Schicksale der einzelnen Person. Und Anthony Wong. Der beste und beliebteste “Kranke-Typen-Darsteller” aus Hong Kong ist hier auch als stummer Befehlsempfänger-Kung-Fu-Übermensch unterwegs, natürlich auf der Seite des Bösen, und ist schon allein ein Grund dieses Filmchen abzufeiern. Was Wong wieder an Grimassen, Gesichtsausdrucken oder generellen Aktionen an den Tag legt ist schon verdammt unterhaltsam, ebenso wie die absolut hyperstilisierten Kampfsequenzen, die alle paar Minuten über die Zuschauer hereinbrechen. Wunderbare Kampfarbeit, kombiniert mit ausgesucht atemberaubenden Wire-Fu (mit What-the-Fuck?-Fu-Einlagen wie einem „Rocket Jump“, oder eher in diesem Fall „Dynamite Jump“ sowie einem herumwirbelnden Motorrad, nur um mal manche Eisbergspitzen zu beschreiben).
Wenn das Geschehen mal zur Ruhe kommt, geht der Fluss des Films aber ungebremst weiter und bietet eben statt hyperstilisierten Kampfszenen hyperstilisiertes Drama, ganz so als ob man „The Killer“ mit „Spider-Man“ kombinieren und das Ganze auf Overdrive schalten würde. Der Showdown ist dann das Sahnehäubchen auf dem spaßigen Irrsinn, der sich munter Elementen aus Terminator bedient und schön kitschig-passend aufgelöst wird.
Die großen Stärken des Films sind dann aber auch seine großen Schwächen. So werden Handlungsbögen zu Gunsten eines Happy Ends auch einfach mal fallengelassen, die stetig übertriebene Darstellung kann an den Nerven zerren und wer noch neu auf dem Hong Kong Fantasy-Action-Sektor ist, dürfte wohl mehr als nur einmal verwundert ob mancher Zutat auf den Bildschirm starren.
Wer aber auch Hochglanz-Actionschlock wie „Drei Engel für Charlie: Volle Power“ mochte, da aber dann gerne doch so etwas wie einen emotionalen Unterbau haben würde, oder generell auf „Matrix“-Action steht und mal sehen will, wie sowas in der prä-„Matrix“-Ära noch ohne Computer, aber mit viel Liebe zum Detail gemacht wurde, dem sei das „Heroic Trio“ absolut ans Herz gelegt.
Filmbewertung: 8/10
Zur DVD: Relativ neu auf dem Markt ist die Neuauflage der Firma HDMV, die gleichzeitig auch die Fortsetzung mit an Bord hat, über gute Bild- und Tonqualität verfügt und schon für relativ kleines Geld erhältlich ist. Beide Filme sind auf einer DVD, die mit einem Wendecover (nicht wegen des FSK-Logos, sondern wegen unterschiedlicher Motive), sowie einem Schuber ausgestattet ist.
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