Red State
Originaltitel: Red State – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Kevin Smith
Darsteller: Melissa Leo, John Goodman, Michael Angarano, Kevin Pollak, Kyle Gallner, Marc Blucas, Stephen Root, Kevin Alejandro, Anna Gunn, Jennifer Schwalbach Smith, Nicholas Braun, Kerry Bishé
Filmkritik: Red States werden in den USA die Staaten genannt, die seit vielen Jahren fest in der Hand der Republikaner sind. In einem dieser Staaten aufzuwachsen kann für junge Männer stellenweise ein wenig frustrierend sein. Jared (Kyle Gallner), Travis (Michael Angarano) und Billy Ray (Nicholas Braun) erfahren dies am eigenen Leib. Alles was Spaß macht, ist verboten. Auch das weibliche Geschlecht zeigt keinerlei Interesse an den drei unscheinbaren Provinzlern. Eine Kontaktanzeige im Internet, die schnellen Sex zu dritt verspricht, kommt den Hormonschleudern da gerade recht.
Allerdings kommt es dann ganz anders. Aus dem flotten Vierer wird nichts denn die Willige reifere Dame (Melissa Leo) stellt sich als Mitglied einer christlichen Sekte heraus und handelt im Auftrag des Anführers Abin Cooper (Michael Parks). Sie betäubt die Jugendlichen mit K.O. Tropfen im Bier und lässt sie dann von anderen Mitgliedern der „Cooper-Family" genannten Sekte abholen. Kurz darauf soll an ihnen im Hauptgebäude auch schon ein Exempel statuiert werden. Erst wird ein homosexueller hingerichtet, dann soll es den drei versauten Jugendlichen an den Kragen gehen. Doch ein Provinzbulle bekommt zufällig Wind von der Sache und so läuft die ganze Geschichte zunehmend aus dem Ruder…
Als Kevin Smith damals die erste Ankündigung zu „Red State“ rausgehauen hat, wirkte das alles mehr wie ein Scherz. Der Macher von Filmen wie „Clerks“, „Jay and Silent Box Strike Back“ oder „Chasing Amy“ geht unter die Horror-Film-Macher? Gut, nach seinem letzten Gähner „Cop Out“ musste wirklich mal etwas anderes her, aber dann nun direkt so etwas radikales? Nach der Sichtung kann man nur sagen: Gute Wahl!
„Red State“ ist eine Schonungslose Abrechnung mit religiösem Fanatismus aber auch mit der Staatsgewalt in Amerika. Eben ein kleiner Rundumschlag bei dem es sich Smith, wie damals schon bei „Dogma“, mit einigen Instanzen verscherzt. Dabei fängt das Ganze doch so harmlos an. Man folgt zunächst den im Inhalt erwähnten 3 Jugendlichen, die sich in bewährter Kevin Smith Manier unterhalten und sich im Internet eine willige Drei-Loch-Stute auftreiben. Doch diese noch recht lockere Atmosphäre schlägt schnell um und wenn man wenige Szenen später einen Homosexuellen wehrlos an einem Kreuz stehen sieht und Michael Parks dazu einen wahnsinnigen Priester gibt weiß man, dass Smith nun eine etwas andere Richtung einschlagen wird.
„Red State“ wagt den Schritt zum Torture-Horror, ohne auch nur annähernd in die miefigen Gewässer von „Saw“ zu treten. In unheimlichen Monologen stimmt Parks darauf ein, dass in dieser Messe erneut Sünder bestraft werden, vor der versammelten Gemeinde versteht sich. Draußen wird ein Polizist bei einer Routinekontrolle darauf aufmerksam, dass in dem Anwesen etwas nicht stimmt, doch der Clan knallt den Deputy kurzerhand ab. Von wegen „but I did not shoot the deputy“. Das diese Tat nicht unbestraft bleibt sollte klar sein und so steht früh am nächsten Tag das schwer bewaffnete ATF unter der Leitung von Agent Keenan (John Goodman) vor der Tür. Doch der Einsatz misslingt direkt von Beginn an mit einem „versehentlich“ abgefeuerten Schuss. Nun lautet der Einsatzparameter die ganze Sippe auszulöschen, was in einer bleihaltigen Belagerungssituation mündet.
Man merkt, Smith springt hier fröhlich durch die Genres und macht auch trotz Ansage, dass sein neuster Film gänzlich keine Komödie sei, vor einigen bitterbös ironischen Szenen nicht halt. Bei den Actionszenen allerdings, merkt man, dass er nicht vom Fach ist bzw., dass das Budget mit 4 Millionen Dollar etwas knapp war. Oft fehlen einfach die Gegenschnitte auf was denn gerade überhaupt geschossen wird, was die Ballereien meist etwas zu einseitig gestaltet.
Auch am Ende überhebt sich Smith dann etwas und schaut ohne ersichtlichen Grund bei den Coens ab, die den Film wohl genauso hätten enden lassen. Smith kopiert gut und das Ende passt wie die Faust aufs Auge, doch wieder er dies macht ist zu keiner Zeit ersichtlich. Ein relativ normales Ende bzw. ein Smith-Ende hätte es hier auch getan.
Insgesamt schafft es Kevin Smith sich von allen Zwängen und Lasten freizumachen und mal einen gänzlich erfrischend anderen Film abzuliefern. Drehbuch und auch Filmtechnik unterscheiden sich stark zu seinen restlichen Werken, es ist aber trotzdem immer noch die Handschrift des begabten Dialog-Autors Kevin Smith zu erkennen. Nicht nur für Fans des sympathischen Dicken eine klare Empfehlung.
Filmbewertung: 8/10
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