Nader und Simin – Eine Trennung
Originaltitel: Jodaeiye Nader az Simin – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Asghar Farhadi
Darsteller: Peyman Moaadi, Leila Hatami, Sareh Bayat, Shahab Hosseini, Sarina Farhadi, Marila Zare’i, Ali-Asghar Shahbazi, Babak Karimi, Kimia Hosseini, Shirin Yazdanbakhsh
Filmkritik: Simin (Laila Hatami) und Nader (Peyman Moaadi) wollen sich trennen. Simin möchte gerne das Land verlassen um ein besseres Leben zu beginnen, doch ihr Mann nicht mehr mitkommen. Dieser möchte sich weiter um seinen an Alzheimer erkrankten Vater kümmern, der in der gemeinsamen Wohnung lebt.
Dem Scheidungsrichter genügen die Argumente jedoch nicht, weshalb Simin erst einmal zu ihrer Mutter zieht. Die gemeinsame Tochter bleibt bei Nader. Doch er benötigt dringend einen Ersatz für die tägliche Pflege des Vaters (Ali-Asghar Shahbazi), wenn er tagsüber seiner Arbeit nachgeht.
Über Simin erhält er Kontakt zu Razieh (Sareh Bayat), die dringend eine Arbeit benötigt, da ihr Mann arbeitslos ist. Doch die streng religiöse Frau darf kein Wort darüber gegenüber ihrem Mann verlieren, noch dazu weil sie einen kranken Mann pflegt.
Diese nicht ganz einfache Situation mit Kind und Vater überfordert Razieh schnell, die zudem schwanger ist. Am dritten Tag muss sie dringend kurz das Haus verlassen, und da Naders Vater gerne mal auf Wanderschaft geht, fesselt sie den alten Mann ans Bett. Als Nader an diesem Tag etwas früher nach Hause kommt, findet er seinen Vater, gefesselt, vom Bett gefallen und ohne Bewusstsein wieder, was ihn so zornig macht, dass es zu einem verhängnisvollen Streit mit Razieh kommt, als sie wieder zurück kehrt…
“Jodaeiye Nader az Simin” zeichnet sich nicht unbedingt durch eine besonders kreative Story aus. Es ist vielmehr die Umgebung und die Eigendynamik in der die Story passiert. Scheidungsfilme sind im westlichen Raum ein alter Hut, doch solch eine Story in einer nicht verstrauten Umgebung ist besonders für Zuschauer die mit Filmen aus den östlichen Regionen wenig bis gar nichts zu tun haben eine willkommene Abwechslung.
Vieles zwischenmenschliche ist natürlich ähnlich, denn Menschen sind nun einmal Menschen. Doch gewisse Gepflogenheiten sind ganz besonders interessant mit an zu sehen. So z.B. eine Szene, in der die Haushälterin mit einer Situation konfrontiert wird, in der sie Naders Vater die Kleidung wechseln muss, da dieser ins Bett gemacht hat. Sie ist verständlicherweise zunächst abgeneigt dies zu tun, da über derartige Tätigkeiten zuvor kein Wort verloren wurde. Doch das Hauptproblem versucht sie mit einem Telefonanruf zu klären: „Wird es als Sünde betrachtet wenn ich dem Mann in dieser Notlage helfen muss?“
Die Geschichte von “Jodaeiye Nader az Simin” zeigt vor allem die Seite des Mannes. Dies ist für den Zuschauer zunächst und auch über weite Strecken gut, denn diese Handlung ist durchweg interessant und bietet, wie man schnell merkt, auch das beste Konfliktpotential. Doch die Ehefrau geht in der Geschichte zunehmend unter. Zwar wird ihre Präsenz in der letzten Filmhälfte wieder wichtiger, doch viel erfährt man über ihren Charakter leider nicht, dabei ist sie zu Beginn diejenige die ihren Mann und ihre Tochter verlässt und aus der gemeinsamen Wohnung auszieht. Hier wäre eine bessere Aufteilung anzuraten gewesen.
Alle Schauspieler machen einen tollen Job. Peyman Moaadi und Laila Hatami als Ehepaar, Sareh Bayat als oft verzweifelte Haushälterin und auch Ali-Asghar Shahbazi als Naders Vater. Die Handlung fesselt und ist durchweg kurzweilig. Man kann sich prima in die Figuren hineinversetzen und kann die Probleme nachvollziehen. Zwar spitzt sich die Handlung in Hälfte zwei dann doch vielleicht ein Stück weit zu gravierend zu und wirkt ein wenig gestelzt, insgesamt passt der Handlungsbogen aber zum allgemeinen Tenor des Films. Der Film lebt von seinem kompakten, guten Drehbuch für das er völlig zu Recht dieses Jahr für den Oscar nominiert wurde.
Filmbewertung: 8/10
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