That’s My Boy! – Der Chaos-Dad

Der Chaos-Dad
Originaltitel: That’s My Boy! – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Sean Anders



Darsteller:
Adam Sandler, Andy Samberg, Leighton Meester, Vanilla Ice, James Caan, Milo Ventimiglia, Susan Sarandon, Eva Amurri Martino, Ciara, Blake Clark, Meagen Fay, Tony Orlando u.A.

Filmkritik: Wenn einer der Moviegeeks ins Kino geht, kann es schon mal gut vorkommen, dass dem Anderen danach ein kurzes Statement per SMS geschickt wird, wie denn der Film so war. Dem werten Herrn C4rter wurde nach dem Besuch des „Chaos-Dads“ geschrieben: „CHAOS DAD ist sooo niveaulos, aber auch sooo witzig! 😀 Fand den witziger als TED!“ Und voila, Fazit durch, eigene Kritiker-Glaubwürdigkeit zerstört, Review beendet…

….oh, ich bekomme gerade mitgeteilt, dass es dann doch etwas mehr sein sollte, um die werten Leser ein wenig akkurater zu informieren. Gut, also alles wieder auf Anfang…

Der beste Adam Sandler-Film aller Zeiten (bis jetzt)

Und nein, persönlich kann der Autor dieser Zeilen von sich behaupten nun wirklich kein Adam Sandler-Fan zu sein, im Gegenteil. Eigentlich. Auch wenn durch Bekannte, Freunde oder Leute auf der Straße dazu genötigt oder zumindest aus Versehen der Moment aufkam, dass man wohl so ziemlich alle Streifen mal „mitgeschaut hat“, so war doch Jack und Jill gar das erste Sandler-Vehikel, welches direkt aus eigenem Antrieb aufgesucht wurde, wenn auch weniger des Filmes, sondern seines Rufes als „beschissenes Machwerk“ wegen. Man will schließlich sehen wie schlecht es wirklich ist, wenn alle darauf einprügeln.

Und eigentlich war Letzteres dann auch genau der gleiche Grund, warum „Der Chaos-Dad“ im Lichtspielhaus aufgesucht wurde. In Amerika universell gescholten für seine Derbheit und ziemlich gefloppt „kann das ja nichts Gutes sein“, nicht wahr? Weit gefehlt! Hatte Ted den Bonuspunkt eines sprechenden Teddies der versautes Zeug gemacht hat und dabei mit „Flash Gordon“ geballte „80s Awesomeness“ als campige Gaggrundlage in den Vordergrund gestellt hat, geht der im Original „That’s My Boy!“ betitelte Sandler-Streifen einen ähnlichen Weg.

Es geht um Donny Burger, welcher Mitte der 80er in seiner Schule ein Verhältnis mit seiner scharfen Mathe-Lehrerin hat, was (im großen Maße) auffliegt und wofür die jetzt sogar schwangere Lehrerin für 30 Jahre in Gefängnis kommt und Donny ab seinem 18. Lebensjahr die Vormundschaft für den Kleinen übertragen bekommt. In der Jetztzeit angekommen hat Donny all sein Geld als „80s Celebrity“ verjubelt und sein nunmehr erwachsener Sohn will keinen Kontakt mehr mit ihm haben und hat sogar seinen Namen geändert und erzählt überall, dass seine Eltern eigentlich tot seien. Das bedrückt den ständig mit Bierdose in der Hand herumlaufenden Donny schon ziemlich stark, aber als dann das Finanzamt plötzlich 43.000 Dollar Nachzahlung haben oder ihn in den Knast stecken will, hat er erst recht ein Problem. Ein windiger Deal mit einem schleimigen Talkshowtypen wird ausgehandelt der besagt, dass Donny 50.000 Dollar bekommt, sollte er es schaffen seinen Sohn in drei Tagen zur Aussprache mit Mutter in den Knast zu schaffen. Dass Donny Junge gleichzeitig eine Heirat plant, vergrößert das Chaos nur noch mehr, als Donny sich als besten Freund seines Jungen ausgibt und unter die Hochzeitsgesellschaft mischt…

Soweit, so das Setup für dieses absolut derbe Stück Film, welches gar mit Vanilla Ice als ihm selbst auch den „80s Celebrity“-Gag von Ted übernimmt, auch wenn es natürlich alles einmal mehr Zufall gewesen sein kann. (Und auch wenn Vanilla Ice ganz späte 80er und eher frühe 90er war und hier extremst selbstironisch mit seinem vergangenen Starruhm umgeht.) Das Beste dabei? Wo bei „Ted“ der Gag bei vielen Sachen: „Haha, aber das ist doch ein Teddy!“ war, so wird beim „Chaos-Dad“ im vollen Maße aus die eigene Derbheit gesetzt, die Themen wie den „Missbrauch Minderjähriger“ („Missbrauch“ hier allerdings in ganz großen Anführungszeichen), Inzest, Fäkalhumor, Nacktheit, Absonderlichkeit und noch ganz viel mehr in ein irrsinnig pointiertes Knallbonbon verpackt. Und trotz dem typischen Zerwürfnis der Hauptfiguren im letzten Drittel ist beim „Chaos-Dad“, ganz im Gegensatz zu „Ted“, das letzte Drittel auch noch genauso mit Humor vollgepackt wie der Rest des Streifens, hier gibt es keinen Humor-Hänger zu verzeichnen. Es sei denn, man mag den Humor generell nicht, aber dann lacht man ohnehin seit Minute Nummero 1 schon nicht mehr.

Humor, seltsames Wesen du an meiner Seite

Im Endeffekt kommt es einfach darauf an, ob man über extreme Derbheit, welche allerdings ordentlich pointiert und schön rasant inszeniert vorgetragen und mit gelungenem, allerdings ebenfalls derbem Slapstick kombiniert wird, mag oder nicht. Und wie im Kino erlebt, ist der „Chaos-Dad“ vor allem ein Jungsfilm wie er im Buche steht, eine weibliche Note wie der Filmcharakter der hinreißenden Mila Kunis in Ted gibt es hier nicht. Männliches „Wish Fulfillment“ der niedersten Triebe ist angesagt. Dabei werden auch alle typischen Sandler-Humoreckpunkte abgegrast. Sandlers Figur ist doof, aber trotz allem ziemlich „super human“? Check. Großmutter-Gags mit Hinfallen und Sexeleien? Check. Mit der verrücktesten Scheiße ohne Probleme durchkommen? Check. Sentimentale Moment, um doch irgendwelche Emotionen hineinzubringen? Doppelcheck! Wobei gerade Letzteres hier deutlich besser eingebunden wurde als noch bei anderen Ausflügen des Starkomikers. Das rührselige drangeklatschte Ende der „Kindköpfe“ kommt da als Paradebeispiel in den Sinn. Bei „That’s My Boy“ wird dabei allerdings sogar von Anfang an auch thematisiert, dass Sandlers Charakter durchaus ein Arsch mit Fehlern ist, die er gut zu machen versucht. Zwar ist dies kein großer Wurf emotional gesehen, aber wird doch stets eingebunden und findet zum Schluss eine ordentliche Auflösung, ohne wie in den letzten zwanzig Minuten zwanghaft angeklatscht zu wirken.

Und woran merkt man, dass man wirklich gut von einer Komödie unterhalten wurde? Wahrscheinlich dadurch, dass man, wenn man sich später verschiedene Momente ins Gedächtnis ruft, sofort wieder anfangen muss zu schmunzeln oder gar zu lachen. So ist es zumindest dem Autor dieser Zeilen geschehen. Und insgesamt gibt es am Ende dafür die Bewertung von 8 von 10 Punkten einzig und allein deshalb, um zumindest etwas zu verschleiern, dass der Autor dieser Zeilen in diesem Jahr im Kino wohl in keinem anderen Film mehr gelacht hat als beim „Chaos-Dad“ und seinem derben Humor, der hier und da durchaus an die versaute „Drawn Together“-Serie erinnerte. Denn, Hand aufs Herz, dass die Amis geschockt waren von all der Derbheit ist zwar putzig, aber auch ziemlich einleuchtend bei diesem Völkchen, welches zum Bumsen in den Keller geht und selbst dann die Vorhänge noch vorzieht. (Um jetzt mal ganz aufs Bier-auf-dem-Tisch-Stammtisch-Niveau abzusinken.) Nach all den PG-13-„Familienkomödien“ von Sandler ist dessen neuester Streich sicherlich ziemlich erschreckend, auch wenn erfrischend wohl die bessere Beschreibung wäre. Ohne Respekt für irgendwelche Themen und Geschmacksgrenzen wird hier alles und jedes im Sinne des derben Humors benutzt und so wirkt Sandlers erster nicht jugendfreier Film seit einer Ewigkeit wie ein Befreiungsschlag, auf den der Komiker anscheinend schon länger gewartet hat. Jetzt braucht er keine Rücksicht auf Verluste zu nehmen (auch wenn es ironischerweise nachher in Amerika dank geringem Einspiel genau dazu kam) und kann richtig vom Leder ziehen.

Wer also jetzt denkt, dass der „Chaos-Dad“ etwas für ihn ist, der kann vielleicht sogar, Gott steh mir bei, noch einen Punkte auf die Endbewertung draufschlagen. Was für eine Gaudi, was für ein Spaß und bevor sich hier noch weiter reingeredet wird (falls das überhaupt möglich sein sollte), gibt es die

Filmbewertung: 8/10

C4rter hat sich auch wieder an Adam Sandler gewagt:

Viel bleibt mir hier gar nicht zu sagen außer: „Du hast wieder mal recht, Kollege executor!“
„That’s my boy“ ist eine durchweg herrlich witzige Komödie, der zum einen das R-Rating richtig gut zu Gesicht steht und die zum anderen einen ähnlichen Humor-Sog entwickelt wie z.B. „Bridesmaids“, der über teils ganz ähnlich gelagerte Witze verdammt gut unterhalten konnte. Neben einem glänzend aufspielenden Sandler und vielen tollen Neben- und Gastrollen fällt zudem der extrem stimmige Classic-Rock Soundtrack positiv auf, der dem Film eine tolle Note verleiht. Also, wer 2 Stunden lang ablachen will und sich dabei gar nicht mal so schlecht fühlt hinterher, der ist bei „That’s my b
oy“ perfekt aufgehoben.

Filmbewertung: 8/10

Doppel-Review-Notenschnitt: 8/10