Der große Gatsby 3D
Originaltitel: The Great Gatsby – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Baz Luhrmann
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Carey Mulligan, Joel Edgerton, Isla Fisher, Jason Clarke, Amitabh Bachchan, Steve Bisley, Richard Carter, Adelaide Clemens, Vince Colosimo, Max Cullen u.A.
Filmkritik: Der Inhalt? Drama, Liebe, Wahnsinn in den 20er Jahren, als ein junger Börsianer sich mit dem „großen Gatsby“ anfreundet, welcher ausufernde Feste feiert und eine tragische Hintergrundgeschichte hat. Dreiecksliebesbeziehung, schmachtende Blicke, Gewalt, Leonardo DiCaprio im Zentrum und Tobey „das Triefauge, welches nahe am Wasser gebaut ist“ Maguire in der Rolle des Erzählers.
Die Form? Zwei Worte: Baz Luhrmann. Der pompöse Regisseur, der bereits „Romero und Julia“ sowie „Moulin Rouge“ auf die Leinwand gebracht und damit extravagante Ausstattungen und aktuelle Hit-Songs in vergangenen Umgebungen von der Gimmick in die Hauptdarsteller-Rolle befördert hat, zieht „seine übliche Nummer“ auch hier wieder durch. Und dieses Mal sogar in 3D!
Die große Ablenkung
Die großen Feste von Gatsby sollen eine alte Liebe wieder in seine Hallen bringen und sind so wenig mehr als ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Witzigerweise gilt das gleiche für die dritte Dimension in diesem Werk, denn – Überraschung – „Der Große Gatsby“ ist einer von jenen Streifen, der immer dann seine besten Momente hat, wenn zwei bis vier, fünf Personen einfach nur in einem Raum stehen und reden. Wofür dann 3D? Ganz einfach. Erstens ist es gerade „in“, zweitens kann man damit den Zuschauern natürlich mehr Kohle aus den Taschen leiern und drittens passt es sogar wegen eingangs erwähntem Punkt fast schon als Meta-Element in die eigentliche Inszenierung.
Dabei ist der dekadente Partyzauber – welchen Luhrmann natürlich einmal mehr komplett mit aktuellen Hits auf der Tonspur aufgeblasen hat, wie sonst sollen sich auch heutige Menschen vorstellen können, dass die Leute damals Spaß daran hatten – wortwörtlich effektvoll inszeniert. Nur scheint Luhrmann da manches Mal verliebter in sein eigene, typische Inszenierung zu sein als in die eigentliche Geschichte. Zugegeben, dies fällt nur an einigen Stellen ins Gewicht, aber ist schon etwas tendenziell.
Unfreiwillig komisch wird die Einarbeitung der dritten Dimension, wenn beispielsweise Maguires Erzähler-Charakter gerade dabei ist die Geschichte von Gatsby auf einer Schreibmaschine zu tippen, wozu die Kamera eine Montage aus Tobeys traurigem Glubschaugengesicht zeigt und dabei DIE SCHRIFT SCHEINBAR IN DEN ZUSCHAUERRAUM FLIEGT! „Wow, diese aktuellen Buch-Adaptionen sind so gut, ich habe fast das Gefühl, dass ich die Zeilen des Romans wortwörtlich vor mir habe!“ Denn wenn es in der Handlung immer dramatisch wird, bemüht sich der Streifen trotz allem noch teilweise händeringend um Eye-Candy und Pop-Out-Elemente. Nur dass eben an solchen Momenten der Inszenierung diese gerade eigentlich „über“ sind und anstatt eine zusätzliche Ebene im Bezug auf die inhaltlich verankernde Ablenkung zu bieten, hier einfach nur zur Ablenkung werden.
Nicht falsch verstehen, das sieht alles wunderbar aus, ist rasant, aber doch gefühlvoll inszeniert, aber nach dem vierten oder fünften Moment, kann man ein leicht seufzendes „Die Handlung könnte jetzt aber gerne mal weitergehen“ nicht so ganz unterdrücken. Die gute Nachricht? Diese Unterbrechungen in der Geschichte sind dann auch, abgesehen von Luhrmanns Selbstverliebtheit in seine typischen Stilmittel, besonders bezogen auf die Musik, auch die größten Fehlschritte.
Drama, Liebe, Wahnsinn
So sehr mir auch persönlich Tobey Maguires immer-kurz-vorm-Heulkrampf-Gesicht nicht zusagt, so muss ich doch ernsthaft zugeben, dass er seine Rolle gut spielt. Gleiches gilt für Di Caprios „Gatsby“ sowie für die mit „Drive“ bekannt gewordene Carey Mulligan als Zentrum des Liebesgeflechts.
Wie gesagt, seine besten Momente hat Luhrmanns „Gatsby“ immer dann, wenn einfach ein paar Leute in einem Raum sind und es dramatisch wird. Oder wenn zwei Leute einfach an einem Steg stehen und mit einander reden. Und so weiter und so fort. Und trotz allem selbstverliebten Stilmittel-Overkill, beherrscht der Regisseur eben auch die Schauspielführung, was die intimeren Stellen des Geschehens auch zu dessen besten macht. Baz Luhrmann muss allerdings aufpassen, dass er nicht wie Tim Burton schneller zu seinem eigenen Klischee wird als ihm lieb ist.
Das Fazit fällt dabei recht ordentlich aus: Gute Darsteller, interessante, wenn aber eben auch zu Teilen fehlgeleitete Inszenierung, die halt auch in ihren unpassendsten Momenten zumindest audiovisuell ihre Reize versprüht. Der große Wurf ist das nicht, aber schön emotionaler Eskapismus, welcher sich süffig wegschauen lässt. In diesem Sinne gibt es die
Filmbewertung: 7/10
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