Dunkirk
Originaltitel: Dunkirk – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: Christopher Nolan
Erscheinungstermin: Ab 20. Juli
Darsteller: Cillian Murphy, Kenneth Branagh, Tom Hardy, Harry Styles, Mark Rylance, etc.
Filmkritik: Ok. Wer mich kennt weiß, dass ich Christopher Nolans Inszenierungsstil – besonders aufgrund seiner selbstanalytischen übertrieben dramatisierenden Dialoge einfach nicht mag. Doch so kritisch ich dessen Werke nun auch sehe, so sehr muss ich auch zugeben, dass er viele Stärken hat. Besonders was die Bebilderung seiner Arbeiten angeht, sowie seine ganz eigene Mischung aus Optik und Akustik, die eine famose Atmosphäre heraufbeschwört.
Augen auf, Klappe zu – Die Stärken des Films
„Dunkirk“ scheint der Nolan anscheinend ganz für mich allein gemacht zu haben, denn – Wunder über Wunder – hier halten die Figuren meistens die Klappe und sich dabei nicht unter die Räder einer der wahnsinnigsten Evakuierungsmissionen des 2. Weltkrieges zu gelangen. Dabei sagen Blicke tausend Mal mehr als Nolan’sche Dialoge und die Inszenierung ist – ganz besonders in den ersten zehn Minuten – einfach nur absolut brillant:
Eine Einheit von Briten findet sich in einer Küstenstadt wieder, zahllose Flugblätter flattern langsam Richtung Boden und plötzlich hagelt es Schüsse. Nur mit knapper Not entkommt ein einzelner Soldat dem Angriff und stößt auf den Strand: Tausende und abertausende von Soldaten stehen in Reih und Glied und warten darauf, dass sie abgeholt werden, doch am Horizont ist kaum ein Schiff zu erkennen …
Nach diesem absolut gespenstischen Beginn teilt sich die Handlung von „Dunkirk“ in drei verschiedene Teile, die allesamt verschiedene lange Zeitabschnitte einnehmen. Der einsame Soldat zu Beginn wird für eine Woche begleitet, der Flieger am Himmel – Tom Hardy, der wieder irgendwas vor dem Mund hat – ist eine Stunde unterwegs, während die zivilen Helfer einen Tag herumfahren.
Zeitachse und Charakterlosigkeit – Die Probleme
Ja, Christopher Nolan kann man wieder nicht die Finger von der Zeitachse lassen, aber meistens stört es nicht, da die Geschehnisse sich hier kaum überschneiden. Nervig wird es erst im letzten Drittel, da währenddessen die Zeitabschnitte der verschiedenen Handlungen sich immer weiter angleichen.
Dies führt dazu, dass man ein gekentertes Schiff sieht, dann der Rückblick zum Kentern kommt und schließlich wiederum Sequenz Nummero 3 ebenfalls von einer anderen Perspektive das Unglück zeigt. Dabei ist das Ganze nicht schwer nachzuvollziehen, aber zerstört leider einige Dramatik, wenn man zuerst einmal das Ergebnis kennt, dann den Ablauf sieht und zum Schluss noch einmal eine weitere Perspektive vorgespielt bekommt von der Sache, deren Ausgang man vom ersten Mal an wusste.
Zudem gibt es – bedingt durch das Fehlen vieler Dialoge – auch keine wirklich interessanten Figuren. Die Zivilisten sind noch die interessantesten Charaktere, während die Soldaten blass bleiben und Tom Hardys Rolle keinerlei Mehrwert hat. Es ist halt Tom Hardy, das ist cool und er hat etwas vor dem Mund, so dass man nachher Bane-Scherze machen kann. Passt. Das Überraschendste ist im Endeffekt, dass das Fehlen von wirklichen Identifikationsfiguren dem eigentlichen Werk nie schadet.
Eine beängstigend dichte Atmosphäre
Christopher Nolan scheint mit „Dunkirk“ und dessen verschachtelter Erzählung vor allem eines zu wollen: Eine Stimmung zu erzeugen! Die trostlosen, teils surreal anmutenden Bilder sind absolut packend. Der Verzicht auf ein R-Rating in den USA und somit auf Blut ist nicht nur nicht schlimm, sondern kommt der entrückten Atmosphäre sogar noch zu Gute.
Dazu kommt Hans Zimmers Soundtrack, der wiederum viel mit langgezogenen Tönen arbeitet und immer wieder das Motiv einer tickenden Uhr einbaut. Die Zeit verrinnt ständig und nirgendwo kann man sich sicher fühlen. Überhaupt ist das Sound-Design auch einfach grandios und jeder Flieger-Angriff und jede Gewehr-Salve vermittelt mit ordentlich akustischem Druck, dass es hier um Leben und Tod geht. (Wenn das mal keine Oscar-Nominierung gibt, dann weiß ich auch nicht mehr.)
Fazit: „Dunkirk“ ist eine angenehme Abwechslung von Nolans ansonsten unglaublich erklärendem Filmstil. Die Fokussierung auf Atmosphäre und das Transportieren eines Gefühls funktioniert überraschend gut. Sein aktuelles Werk ist ein Erlebnis, welches man – wenn man Kriegsfilme im generellen mag –durchaus auf der großen Leinwand sehen sollte. Denn – und das ist das Problem – jenseits der eindringlichen Atmosphäre und bedrückenden Bildern hat „Dunkirk“ eben nicht viel zu bieten. Aber, wie gesagt, dass muss es auch nicht zwingend.
Filmbewertung 7 von 10
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