BLACK PANTHER
Originaltitel: Black Panther – Erscheinungsjahr: 2018 – Regie: Ryan Coogler
Erscheinungstermin: Ab dem 15. Februar 2018 im Kino.
Darsteller: Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupita Nyong’o, Danai Gurira, Martin Freeman, Daniel Kaluuya, Andy Serkis, Angela Bassett, Forest Whitaker, Letitia Wright, u.A.
Filmkritik: Ab geht es ins Science-Fiction-Königreich Wakanda, das sich seit Jahrhunderten komplett von der Außenwelt abgeschottet hat. Doch jetzt muss ihr neuer König, T’Chaka, das Zepter übernehmen und das Land in eine neue Ära führen. Erst recht deshalb, weil sich finstere Mächte mobilisieren, um …
Ok, so weit, so genug, denn hier haben wir es mit dem neuen Marvel-Streifen zu tun, der dieses Mal das Kunststück schafft, einen überzogenen Afro-Futurismus zu fahren, einen König als Superhelden zu zeigen, aktuelle politische Themen zu verarbeiten und dennoch zwischenmenschlich griffiger ist, als viele andere Comic-Kollegen. Wow! Alles in BLACK PANTHER ist geerdet in Figurenkonstellationen. Die der Familie, des Königssitzes und dessen Gegner. Dabei ist die beste Zutat das kompakte Drehbuch, das schnell, aber exakt die verschiedenen Motivationen der Figuren etabliert und dann deren Wünsche auf einen Kollisionskurs setzt. Kabumm, Action, Abspann!
Differenziert und eindrucksvoll: Die Welt von BLACK PANTHER
Die verschiedenen stilistischen Zusatzelemente sind dabei durchaus gelungen. Denn die afrikanischen Designs, die mit einem konsequenten Sci-Fi-Ansatz verbunden wurden, sehen teilweise atemberaubend, aber immer interessant aus. Die Welt von Wakanda wirkt zum großen Teil glaubhaft, auch wenn sie gerne noch etwas mehr hätte beleuchtet werden können, aber dafür gibt es ja Fortsetzungen. BLACK PANTHER hat ein erstklassiges Fundament geschaffen für einen faszinierenden Winkel des Marvel-Universums, der sich angenehm abhebt von seinen anderen Gegenden.
Der angenehme Humorverzicht: Superheldenkino als Sci-Fi-Polit-Thriller
Die Darsteller stehen der gelungenen Optik in nichts nach. Immer mit einer ernsten Note versehen, verfallen die Charaktere nicht in clowneske Absurditäten wie zuletzt in THOR 3. Bei den kleinen Humor-Momenten kommt der Spaß durch deren überraschende Einstreuung, wie auch durch die eigentlichen Figuren. Nichts wirkt bei all dem aufgesetzt und selbst kleinere Nebenfiguren bekommen eine differenzierte Perspektive verliehen.
„Und was ist mit dem Schurken?“, werden nun viele Marvel-Fans argwöhnisch fragen, denn das war bislang ja fast immer die Achillesverse der Comicverfilmungen aus dem Hause der Ideen. BLACK PANTHER bietet gleich zwei Antagonisten. Während Andy Serkis als Claw richtig viel Spaß haben und machen darf, wurde Michael B. Jordans Killmonger mit einer faszinierenden Hintergrundgeschichte ausgestattet, wahrscheinlich der besten von bislang allen Marvel-Streifen. Doch selbst hat er leider kaum Charisma zu bieten, was angesichts des Darstellers schon ziemlich überraschend ist. Dies liegt aber auch an dem Charakter selbst, der, wie ein Pfeil, einmal losgelassen stur seinen Zielen nachgeht. Er selbst ist wenig mehr als ein Gefäß für seine originelle Backstory, die voll ist von politischen Themen.
Ein goldene Mittelweg: Die Politik von BLACK PANTHER
Apropos „politische Themen“: Ob es nun um kleine Kommentare zum Thema Flüchtlingspolitik geht, oder es um das große Thema geht, das die weltweiten Probleme der schwarzen Bevölkerung anschneidet: Marvel war klug genug nicht zu weit nach links auszuschlagen (oder nach rechts, aber das war ja eh klar). Vom Ansatz her wurde der goldene Mittelweg gewählt, der jedoch von allen Figuren erst einmal gefunden werden muss. So ist es sehr schön zu sehen, dass auch der vermeintliche Held durch sein Abenteuer wächst und am Ende verantwortungsbewusster handelt, als noch zu Beginn.
Etwas zu bekannt: Durchschnittlicher Action-Krawall
Und beim Handeln sind wir gleich bei der Action, die hier immer durchaus ordentlich ist, vereinzelt sogar richtig gut, wie etwa eine Auto-Verfolgungsjagd zur Mitte des Geschehens. Schade ist, dass – abgesehen von jener Sequenz – ein richtiger „Show-Stealer“ leider fehlt. Gerade das Finale wird zwar emotional solide präsentiert, lädt aber nicht groß zum Staunen ein. Wenn da sich ein paar Leute auf einer Wiese, oder einem dunklen Tunnel prügeln, sehnt man sich schon etwas nach der brillanten Action-Dramaturgie des CAPTAIN AMERICA 3 – CIVIL WAR-Showdowns zurück.
Dabei werden typische Superhelden-Ansätze mit James-Bond-Motiven kombiniert und sogar – natürlich sehr passend – einige Polit-Thriller-Elemente kommen in diesem gelungenen Mix vor. Vielleicht wäre dabei auch noch leicht zu meckern, dass mal wieder die Kamera bei den Handgemengen einen Tick weiter weg hätte sein können mit leicht längeren Einstellungen. Aber da es alles noch im Rahmen ist: Was solls? (Das Gleiche gilt für die Blutarmut, die nicht stört, aber zumindest dann auffällt, wenn in durchaus nahen Ansichten Halsschnitte gezeigt, oder Leute erschossen werden.)
Fazit: BLACK PANTHER ist ein weiterer Streifen, der eindrucksvoll zeigt, wie sehr das Marvel-Studio seine Superhelden-Adaptionskunst perfektioniert hat. Wenn der größte Kritikpunkt ist, dass das ordentliche Finale etwas mehr Wumms hätte haben können, so ist dies Meckern auf hohem Niveau. BLACK PANTHER überzeugt nämlich mit einer faszinierenden neuen Welt, überraschend menschlichen und emotional packenden Charakteren, sowie einer zwar von der Struktur durchaus bekannten, aber effektiven Story. Da gibt es nur zu sagen: Bitte mehr davon! Aber bei Marvel ist das ja ohnehin auf jeden Fall schon geplant. Gut so!
Filmbewertung: 8/10
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