Meg

MEG
Originaltitel: The Meg – Erscheinungsjahr: 2018 – Regie: John Turteltaub

Erscheinungstermin: Ab jetzt im Kino

Darsteller: Jason Statham, Jessica McNamee, Li Bingbing, Ruby Rose, Rainn Wilson, Cliff Curtis, Ólafur Darri Ólafsson, Robert Taylor, Masi Oka, u. A.

Filmkritik: Was ist das Gute daran, dass dieses Review später kommt als geplant? Die Gewissheit, dass die Welt anscheinend verrückt ist, denn MEG hat sein anscheinend 150 Millionen Dollar hohes Budget bereits nach einigen Tagen wieder eingespielt und scheint immer noch nicht genug zu haben. Was ist denn los mit den Menschen? Zugegeben, für die erste Hälfte hatte mich MEG auch fest im Biss …

„Schnell, bringt euch in Sicherheit und schaut lieber LAST JAWS von Enzo G. Castellari!“

Klischee – The Movie

„Oh nein, wir haben ein Team, das in einer bisher unerforschten Tiefsee-Zone Probleme hat und gerettet werden muss, doch nur ein einziger Mensch hat jemals jemanden aus solche einer Tiefe gerettet!“ – Blick auf Jason Statham – „Doch Hero McBeefcake hat bei dieser Rettungsaktion seine Freunde opfern müssen und trinkt sich nun seit fünf Jahren einen Waschbrettbauch in der örtlichen Kneipe an und will nie wieder tauchen gehen!“ Truppe rennt zu Hero. Der sagt: „Nein, es gibt nichts was sie sagen könnten, dass mich jemals dazu bewegen würde, jemals wieder jemals zu tauchen, nie und nimmer, auf gar keinen Fall, nichts da!“ –„Sir, es ist ihre Ex-Frau!“ *Dramatischer Musik-Einsatz*

Und, nein, das ist keine Parodie, das ist der Anfang von MEG und dementsprechend klischeebeladen trampelt die gesamte erste Hälfte des Streifens durch die Gegend. Strunzdoof, mit viel zu vielen Figuren die alle irgendwie gar nichts tun (Paradebeispiel Ruby „Ich werde von Jahr zu Jahr maskuliner“ Rose). Aber was solls? Es sieht gut aus, ist flott erzählt und dermaßen vorhersehbar, dass es schon brillant ist, wie retro-quatschig das Ganze wirkt.

Das kleine Mädchen ist so nutzlos, dass man sich regelrecht wünscht, dass sie sich wenigstens doch in einem der U-Boote versteckt um mitzufahren, damit wenigstens irgendwas passiert.

Ab in die Fluten, der Spaß ersäuft

Fast hat man das Gefühl, dass der Film nicht nur zwei Jahre auf Halde lag, sondern eigentlich 1988 von Tobe Hooper für Cannon-Films gedreht wurde. Dermaßen grob ist die Figurenzeichnung, dermaßen knackig der charmante Staffellauf der übertriebenen Albernheiten und Dialoge vom Klischee-Fließband. Da gibt es den fetten Japaner, den fetten Schweden (oder so), die heiße Asiatin samt putziger Tochter, die Vaterfigur mit der großen Aufschrift „Dead Meat“ auf der Stirn, den spleenigen Millionär (Rainn Wilson?!!!), ein „funny Black Guy“-Ultra-Klischee wie aus den tiefsten 80ern und eben Hero McBeefcake, auch bekannt als Jason Statham. Hört sich gut an, oder?

Erst einmal fällt auch nicht sonderlich ins Gewicht, dass das Ganze gar nicht mal so blutig ist, denn die Action sieht gut aus, ist ganz ordentlich gefilmt und es läuft eben alles knackig ab, so absolut vorhersehbar es auch eben ist. Aber dann, tja, dann kommt die zweite Hälfte, die eingeleitet wird von – Spoiler – „Oh nein, dieser Hai den wir haben, der ist ja gar nicht so groß wie die Abdrücke der Bissspuren, die wir kannten!“ (Echt. 1:1. Samt genau diesem Dialog.) Ab diesem Moment fehlen dem cineastischen Killerhai absolut die Flossen und er sinkt traurig auf den Meeresboden, um zu sterben.

Es gibt das Potential zu einem Massaker wie bei PIRANHA 3D. Das Ergebnis sind weniger Tote als bei HAI-ALARM AUF MALLORCA

Gefilmt im ahnungslosen Komitee

Im Abspann werden zig verschiedene Drehteams aufgeführt und an keiner Stelle fällt dies mehr auf, als in der zweiten Hälfte des Geschehens, das ständig von einer Situation zur nächsten schnellt, ohne irgend eine Art von Rhythmus. Als Bonus werden dann gleich zig neue Figuren an einem Strand eingeführt (geile Teenager, fettes Kind, nervige Mutter, Hochzeitspaar, kleiner süßer Hund, etc.). Denn man muss natürlich unbedingt einen Moment haben, in dem der Hai einen Strand angreift. Diese Sequenz ist dann wohl die schlechteste dieser Art, die ich bislang jemals sehen „durfte“. Und ich hab die gesamte „Crazy Creature Feature“-Welle ab MEGA SHARK VS. GIANT OCTOPUSS mitgemacht!

Nicht einer der zahlreichen überflüssigen Protagonisten ist weit und breit dabei, wenn der Hai sich einige Schwimmer schnappt, oder es zumindest versucht. Gerade während diesen Szenen fällt die Blutarmut auch endgültig richtig übel ins Gewicht. Nach einigen Minuten, in denen absolute Nobody terrorisiert werden, schwenkt MEG dann doch wieder zu den etablierten Figuren – von denen viel zu viele überleben – und der Showdown kann starten. Dass das Finale dann sogar auch noch überraschend unspektakulär ist, macht die furchtbare zweite Hälfte des Films natürlich auch nicht besser.

Cliff Curtis, voll motiviert (und immer noch der beste Schauspieler im Film)

Fazit: Es gab eine Umfrage (die ich leider nicht mehr finde) bei der fast alle, die MEG gut fanden, ebenfalls angaben, dass sie DER WEIßE HAI nicht kennen. Das macht Sinn. Dass sie aber gleichzeitig keinerlei Gefühl für Filmstruktur, Szenenablauf und Dramaturgie haben, das ist ein weiteres Problem. MEG ist zur Hälfte launiger Klischee-Overkill, auf den man sich einlassen kann, aber nicht muss, während die restlichen 50 Prozent wirken, wie von einem Komitee gefilmt (was eben anscheinend auch der Fall war). Da gibt es gerade noch dank der zum Schmunzeln einladenden, sattsam bekannten Elemente, die Filmbewertung: 5/10

Der Punkt, an dem ich persönlich MEG angefangen habe richtig zu hassen, war – glücklicherweise – ganz am Ende. Zuvor fiel bei der planlosen Strand-Terrorisierung ein kleiner, süßer Hund ins Wasser und wurde vermeintlich gefressen. Doch als am Ende der Hai erledigt ist: „Ach, kuck mal da! Fiffi lebt doch noch, da schwimmt der Kleine ja!“ FUCK YOU, Film. FUCK YOU! Dieser Moment ist dann leider auch ein Paradebeispiel für die hässliche Fratze der sattsam bekannten Klischees, die hier als Drehbuch zu einem Monster Frankenstein’scher Prägung verbunden wurden. (Oder Frankenfish’scher Prägung.)

P.S.: Dass „China-Pandering“ war wieder durchaus spürbar. Aber wenn das größte Problem ist, dass eine heiße Asiatin die weibliche Hauptrolle hat, dann können sich gerne mehr US-Firmen für chinesische Investorengruppen prostituieren. Und kann es sein, dass bei solchen China-Produktionen des Öfteren, als Seitenhieb auf die uralten Animositäten, ein Japaner als erstes stirbt? Da sollte man vielleicht mal drauf achten.

P.P.S.: Und mir wurde aus sicherer Quelle verraten, dass MEG anscheinend auch eine schlechte Romanverfilmung sein soll, da anscheinend die coolsten/besten Stellen nicht übernommen wurden. Fantastisch.