Der Diktator
Originaltitel: The Dictator – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Larry Charles
Darsteller: Sacha Baron Cohen, Anna Faris, Ben Kingsley, John C. Reilly, B.J. Novak, J.B. Smoove, Kevin Corrigan, Olivia Dudley, Aasif Mandvi, Erick Avari, Jim Piddock u.A.
Filmkritik: Erst hat er in „Borat“ Amerika geschockt, dann hat er dies mit „Brüno“ noch einmal versucht und nun bei „Der Diktator“ die Pseudo-Realität des Konzepts erstmalig komplett über Bord geworfen: Sascha Baron Cohen. Dieser mimt nun nämlich einen durchgeknallten Diktator mit Unsummen dank Öl en masse.
Als der debile Despot dann aber in die USA kommt, um vor den vereinten Nationen seinen Besitz von Massenvernichtungswaffen zu besprechen, kommt es, wie es immer kommt: Ein Putschversuch befördert den Diktator aus seinem Amt und das bärtige Erkennungszeichen in die ewigen Jagdgründe. Guter Rat ist nun teuer, doch er wird glücklicherweise von einer flachbrüstigen, achselbehaarten Öko-Aktivistin (Anna Faris, die sich hier im Gegensatz zu ihren sonstigen 08/15-Comedy-Rollen durchaus gelungen spielt) aufgegriffen…
So weit, so auch der Standard und dass ist sich der Streifen dabei auch konsequent bewusst. Die eigentlich ausgetretenen Storypfade werden genüsslich mit Gags von gemein bis garstig gepflastert, die „politisch korrekt“ noch nicht einmal fehlerfrei abschreiben könnten. Jedes Mal, wenn die ach so typischen Abzweigungen der bekannten „Fish Out Of Water“-Eckpunkte angefahren werden, haut aber das um keinen Lacher verlegene Drehbuch nur noch eine satte, politische Derbheit hinterher.
„Will it be a boy or an abortion?“
ist da noch einer der zahmeren Sprüche, die sich wie so oft bei Cohen und vor allem Regisseur Larry „Religulous“ Charles auf Rassenklischees, Religionsvorurteile und generelle Probleme stürzen. Teilweise auch so, als gäbe es kein Morgen mehr.
Dabei fällt aber gleichzeitig auf, dass einige durchaus wiedersinnige Dinge im Drehbuch gibt, welche zur Mitte hin versucht etwas die große Schuld von der Diktator-Figur zu nehmen, damit diese trotz all seiner Untaten noch sympathisch rüberkommt. Oder dies ist nur ein Fake-Out gewesen, weil ab dieser Situation erst recht weitere Boshaftigkeiten dem Konto von Cohens Figur gutgeschrieben werden.
Absicht, Versehen? Das wird dann wohl jeder für sich entscheiden müssen, denn sonderlich klar wird es nicht, stört aber auch weniger das eigentliche Geschehen, welches sich konsequent ein überraschend hohes Maß an Bosheiten erlaubt.
Problematisch bleibt nur, dass zwar bewusst ausgetretene Storypfade beschritten werden, um diese dann zu karikieren, aber es sind leider nach wie vor ausgetretene Storypfade und strukturell ist das Ganze dabei nicht ansatzweise so radikal, wie es mit seinen bösen Gags gerne sein würde.
Am Ende bleibt so ein auf jeden Fall auf der Humor-Ebene erfrischend frecher und zügelloser Streifen, den man sich auf jeden Fall im Kino anschauen sollte, wenn einen mal wieder die große Lust an der politischen Unkorrektheit überkommt. Sonderlich unkorrekter als hier wird es eigentlich nicht mehr. (Leider.)
Aber – und da sind sich beide Autoren dieser Seite sicher – man sollte, falls es irgendwie geht, eine Vorstellung im O-Ton ausfindig machen, denn neben den drolligen Akzenten gibt es zahlreiche Wortwitze, denen – so steht es zu befürchten – die Synchronisation das Humor-Rückrat bricht. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, vielleicht unterzieht sich ja einer unser heldenhaften Autoren noch einem Selbstversuch in Sachen deutsche Übersetzung. Bis dahin gelten aber die gelungenen Gags des O-Ton als Begründung für die ganz knapp an der nächsthöheren Zahl vorbeigeschrammte
Filmbewertung: 7/10
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