American Beauty
Originaltitel: American Beauty – Erscheinungsjahr: 1999 – Regie: Sam Mendes
Darsteller: Kevin Spacey, Annette Bening, Thora Birch, Wes Bentley, Mena Suvari, Chris Cooper, Peter Gallagher, Allison Janney, Scott Bakula, Sam Robards, Barry Del Sherman, Ara Celi
Filmkritik: Lester Burnham (Kevin Spacey) informiert bereits mit den ersten Bildern einer Vorstadt-Reihenhaus-Idylle amerikanischer Prägung, dass er innerhalb des nächsten Jahres sterben wird. Doch zunächst scheint erstmal alles beim alten. Lester ist ein mittlerer Angestellter, der weder von seinen Vorgesetzten noch von seiner Familie Respekt erhält. Eben ein ziemlicher Loser.
Seine Arbeit langweilt ihn und sexuell läuft ebenfalls gar nichts mehr. Das Verhältnis zu seiner Tochter ist nicht mehr das Beste und generell hat er jegliche Lebenslust verloren. Eines Tages klinkt Lester aus: Er erpreßt von seinem Chef eine große Abfindung, richtet sich in der Garage einen Jugendraum ein, kauft vom Nachbarsjungen Gras, stemmt Hanteln, liest seiner karrieregeilen Gattin die Leviten und träumt von der lolitahaften Freundin seiner Tochter.
Seine Frau jedoch kämpft ebenfalls mit sich, ihren Plänen, ihrem Mann und einer Affäre, während die Tochter eine Beziehung zum seltsamen Nachbarsjungen aufbaut. Schon bald ist nichts mehr so wie es war und schaukelt sich in einer regnerischen Nacht zu einer Tragödie hoch…
„Smile! You’re at Mr. Smiley’s.“
Seit „American Beauty“ bei der Oscar-Verleihung 5 Preise eingeheimst hat, vergeht wohl kaum ein Jahr wo der Film nicht nochmal von irgendwem als völlig überbewertet eingestuft wird. Doch dabei ist und bleibt der Film von Sam Mandes mit einem überragenden Kevin Spacey in der Hauptrolle, bis heute einer der besten Filme aller Zeiten.
„Janie’s a pretty typical teenager. Angry, insecure, confused. I wish I could tell her that’s all going to pass, but I don’t want to lie to her.“
Das Problem das viele selbst ernannte Filmkenner mit dem Film haben, das auch bereits „Garden State“ und vielen anderen Filmen zuvor zum Verhängnis wurde, ist die manchmal fehlende Subtilität. „American Beauty“ hält der Gesellschaft ungeniert den Spiegel vor und gestaltet die Figuren möglichst einfach um die unter der Außenhülle verborgenen Schattenseiten offen zu präsentieren. Natürlich versucht der Film nicht durch die Blume zu zeigen, dass Lester depressiv ist und, dass seine Frau niemals versagen darf, dies wird schonungslos und allzu offensichtlich dargelegt. Wer hier gerne etwas mehr Subtilität oder Realismus schätzt, ist bei „American Beauty“ wohl wirklich an der falschen Adresse.
„Look at me, jerking off in the shower… This will be the high point of my day; it’s all downhill from here.“
Wer hingegen gutes Schauspiel, ein exzellentes Drehbuch mit mehrfach geschliffenen Dialogen, einen stimmigen Soundtrack und ein packendes Ende schätzt, der ist beim Hit von 1999 genau an der richtigen Adresse angelengt.
Allein die Voice-Overs von Lester, die nahelegen, dass er den Film als Erinnerung kommentiert, sind die Sichtung wert. Sowieso spielt Spacey hier die Rolle seines Lebens, dabei hat er fast dieselbe Rolle bereits einige Jahre zuvor in „The Ref“ verkörpert. Der nötige Witz, die beißende Ironie und die geniale Scheißegal-Einstellung kam aber erst in „American Beauty“ dazu. Einfach perfekt.
„American Beauty“ ist das wohl, beste Beispiel, wie weit Kritiker und Fans stellenweise auseinandergehen. Er ist aber auch ein exzellentes Beispiel, aus welchen Komponenten der perfekte Film bestehen muss. „American Beauty“ hat eine der wichtigsten perfektioniert: Der Film macht bei jeder Sichtung so viel Spaß wie bei der ersten.
Filmbewertung: 10/10
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