Alien: Covenant
Originaltitel: Alien: Covenant – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: Ridley Scott
Erscheinungstermin: Jetzt im Kino
Darsteller: Katherine Waterston, James Franco, Michael Fassbender, Noomi Rapace, Guy Pearce, Billy Crudup, Carmen Ejogo, Danny McBride, u.A.
Filmkritik: Manche Reviews zu schreiben ist einfach frustrierend. Und was könnte frustrierender sein, als das Werk eines Regisseurs, der beinahe vierzig Jahre nach einem monumentalen Streifen nun eine weitere Fortsetzung jener Arbeit nachlegt, nur um zu zeigen, dass er anscheinend unglaublich viel von dem verlernt hat, was ihn einst berühmt machte? Ladies und Gentlemen, von „Alien“ zu „Alien: Covenant“, vom Meisterwerk zur cineastischen Grabbeltheke. Vorhang auf für den cineastischen Suizid des Ridley Scott!
Charakterlos und gehetzt – Der Inhalt
Ok. Vielleicht war das jetzt alles bereits etwas melodramatisch, doch … im Endeffekt fühlt es sich angemessen an. Am besten startet man mit einer Katastrophe, ganz so wie bei „Alien: Covenant“. Der Film startet nach einer kurzen Rückblicks-Sequenz auch direkt mit einem Problem auf dem Kolonisierungsschiff „Covenant“. Anstatt also ruhig ein paar Figuren einzuführen gibt es Explosionen, Flammen und Tod. Ein, zwei etwas ruhigere Szenen später landen schon die Protagonisten auf einem Planeten, weil dieser eine mysteriöse Nachricht abgesendet hat und das Sterben geht los.
Alle Leute an Bord der Covenant sind Pärchen, eine Sache, die genauso wie die Information, dass es sich hier um die erste große Kolonisierungsmission handelt, in Vorab-Videos vorkamen. Vorab-Videos, die als Teaser auf YouTube und Co. erschienen sind und deren Szenen nicht im eigentlichen Film enthalten sind, obwohl etliche Einstellungen von ihnen sogar in den Trailern waren. Wunderbar.
Nach der Nichteinführung der Figuren dürfen diese sich rundum dämlich anstellen. Leute werden in Quarantäne-Räumen eingesperrt, aber dann werden die Türen doch wieder für Aliens geöffnet. Es wird wild herumgelaufen, geschossen und auf einem fremden Planeten irgendeine Art von Schutz zu tragen, ist wohl auch ein Ding der geistigen Unmöglichkeit. Selbst die ziemlich dämlichen Wissenschaftler aus „Prometheus“ – Scotts Vorgängerfilm – sind noch diesen Regeln nachgegangen. Die Besatzung der Covenant verhält sich eher so, als wäre sie in einem richtig richtig dummen B-Monster-Movie.
Die Philosophie – Die interessanten Elemente
Zur Halbzeit hat dann Regisseur Ridley Scott endlich einmal Interesse an seinen Figuren: Michael Fassbender, der zuvor bereits als Roboter Walter der menschlichste Charakter war, darf nun auf sein Vorgängermodel David treffen. Der hängt in einer alten Necropolis voller toter Außerirdischer ab, ist generell mysteriös und gibt sich direkt nach Walters Eintreffen dessen Haarschnitt und Aussehen. Man, bin ich gespannt in welche Richtung das Ganze führt!
Während der Momente mit Fassbender und Fassbender kommt zumindest zu Tage, was Scott an der Geschichte scheinbar gereizt hat: Die philosophische Suche nach der Perfektion. Danach, dass die eigene Kreation manches Mal besser sein kann als der Erschaffer selbst. Interessante Ansätze, die aber leider komplett in der eigentlichen Inszenierung untergehen. Diese muss nämlich dann doch immer wieder auf die titelgebenden Aliens zurückkommen und lässt weiterhin eine Figur dümmer abtreten als die nächste.
Alles nur schöner Schein? – Die Optik und Musik
Dass dabei stets die eigentliche Optik teilweise fantastisch atmosphärische Einstellungen einer zerrütteten und toten Welt einfängt, während Davids Domizil einem alchemistischen Labor ähnelt, sorgt auch für Tränen. Denn all diese Schönheit verpufft leider völlig, da inhaltlich sich gar kein Rhythmus einstellen will.
Auch der Soundtrack ist erstklassig. Meist zurückhaltend, dann immer wieder an besonderen Momenten mit dem klassischen „Alien“-Thema unterlegt und stets unheimlich. Doch hier gilt eben das Gleiche wie für die Optik: Die schönste Inszenierung bringt nichts, wenn die Figuren nicht mal das Wort „Abziehbild“ verdient haben und die eigentliche Hauptthemen überhaupt erst nach 45 angefangen werden, nur um immer wieder in den Konflikt mit der eigentlichen Handlung zu geraten.
Im Finale gibt es dann nicht nur eine große Actionsequenz, sondern sogar noch einen weiteren Zusatz, der scheinbar ein Mini-Remake des allerersten „Alien“-Teils sein will. Und auch hier: All diese Elemente hätten funktionieren können, wenn nicht zuvor in der ersten Hälfte die gesamte Zeit mit unsinnigen Elementen verplempert worden wäre. „Alien: Covenant“ hat das große Problem, dass er inhaltlich extreme Fehler, aber auch extrem interessante Elemente enthält. Gerade dieser steile Kontrast zwischen dem Gewollten und dem nicht Gekonnten sorgt für eine noch größere Frustration. Erst recht, wenn das Ende schließlich ins Bild knallt und so wirkt, als hätte man gerade schlicht: „Covenant: An Alien-Story“ gesehen. Denn insgesamt könnte das, was sich hier inhaltlich ereignet, gerade mal eine normale TV-Folge mit Handlung füllen.
Fazit: Ridley Scott hat mit „Alien: Covenant“ leider inhaltlich gezeigt, dass er scheinbar nicht mehr versteht, was in „Alien“ und sogar noch ansatzweise in „Prometheus“ funktioniert hat. Oder liegt es vielleicht an einem unausgegoren Endschnitt und – wie so oft bei Scott – folgt ein wesentlich besserer Director’s Cut? Einer, der nun auch noch Handlungsszenen in das eigentliche Geschehen und nicht in Gratis-Clips fürs Internet einbindet? Es bleibt auf jeden Fall zu hoffen.
Direkt nach dem „Genuss“ des Films fiel meine Meinung noch deutlich harscher aus. Mit etwas Abstand von der Idiotie der handelnden Figuren gebe ich mal – mit anderthalb zugedrückten Augen – die Filmbewertung: 5/10
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