Call Me by Your Name
Originaltitel: Call Me by Your Name – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: Luca Guadagnino
Erscheinungstermin: Ab dem 01. März 2018 im Kino
Darsteller: Armie Hammer, Timothée Chalamet, Michael Stuhlbarg, Amira Casar, Esther Garrel, Victoire Du Bois, Vanda Capriolo, Antonio Rimoldi, Elena Bucci
Filmkritik: Der altkluge 17-Jährige Elio Perlman (Timothée Chalamet) genießt den norditalienischen Sommer des Jahres 1983 auf der im 17. Jahrhundert errichteten Villa der Familie. Seine Zeit verbringt der italoamerikanische Junge damit, klassische Musik zu spielen und zu transkribieren, zu lesen und mit seiner Freundin Marzia (Esther Garrel) zu flirten. Mit seinen Eltern ist Elio eng verbunden. Sein Vater (Michael Stuhlbarg), ein angesehener Professor, hat sich auf die griechisch-römische Kultur spezialisiert. Elios Mutter Annella (Amira Casar) arbeitet als Übersetzerin. Gemeinsam bringen sie ihrem Sohn die Errungenschaften der Hochkultur nahe und bereiten ihm ein sorgenfreies Leben mit allen Vorzügen. Dank seiner Weltklugheit und seiner intellektuellen Begabungen wirkt der Junge nach außen bereits wie ein Erwachsener, doch dem Anschein entgegen ist Elio in mancherlei Hinsicht durchaus noch sehr unerfahren – besonders in Herzensangelegenheiten.
Eines Tages trifft der charmante amerikanische Doktorand Oliver (Armie Hammer, „The Lone Ranger„) als neuer Sommer-Praktikant von Elios Vater auf der Villa ein. Inmitten jener prächtigen, sonnengetränkten Szenerie entdecken Elio und Oliver die berauschende Schönheit aufblühenden Verlangens im Verlauf eines Sommers, der ihre Leben für immer verändern wird.
„Call me by your Name“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von André Aciman aus dem Jahr 2007. Wie man aus der Inhaltsangabe bereits ableiten kann, schlug das Buch damals bei seiner Veröffentlichung ein paar Wellen, auch weil es die eine oder andere etwas explizitere (Sex-)Szene enthält. Dem Produzenten Peter Spears gefiel das Buch so gut, dass er bereits kurz vor der offiziellen Veröffentlichung die Filmrechte gekauft hat.
Die heile Welt der 80er in Italien
Die Welt die „Call Me by Your Name“ erschafft ist eine, in die man nicht einsteigen kann ohne einige Dinge kritisch zu hinterfragen. Der Film spielt im Italien des Jahres 1983. Die Protagonisten sind hauptsächlich (wohlhabende) Amerikaner. Bis auf den Verzicht auf einige elektronische Gimmicks wird allerdings aus dem 80er Jahre Settings sonst nicht viel gemacht. Man hätte ohne Zeitangabe wohl Probleme zu sagen, ob der Film in den 80er oder 90er Jahren spielt. Bei der aktuellen 80s Retro-Welle im Serienbereich ist es natürlich nicht verkehrt, dass der Film nicht auch jedes 80er Klischee präsentiert. Aber fast gar nichts ist dann auch ein seltsamer Weg.
Zumal die Thematik in Kombination mit dem Jahrzehnt ja wunderbare Steilvorlagen bietet. Jedoch gibt es in den 135 Minuten Spielzeit sowieso praktisch keinerlei Konflikte. Die Eltern von Elio sind schon fast schmerzhaft gutmütig und verständnisvoll. Alles was ihr Sohn durchlebt ist überhaupt gar kein Problem. Seine Berichte, dass er fast mit einer Französin aus der Gegend geschlafen hat, werden fröhlich akzeptiert und sogar noch nachgefragt wieso denn nur fast. Und auch seine Beziehung zu Oliver ist gar kein Problem. Hier macht es sich der Film schlicht viel zu einfach, was zu Lasten der Glaubwürdigkeit der Geschichte geht aber auch den Zuschauer zunehmend irritiert.
Wunderschönes Italien
Neben dem omnipräsenten Hauptdarsteller ist ein weiterer einnehmender Darsteller im Film das wunderschöne Italiensetting. Hier haben die Locationscouts super Arbeit gemacht. Eine tolle Villa, schöne kleine Dörfer, viele grüne Wiesen, abgelegene Badeseen, Wälder, Berge. Einfach traumhaft und zeitlos.
Schauspielerisch kann man ebenfalls nichts beklagen. Der junge Timothée Chalamet und Armie Hammer geben beide eine überzeugende Performance. Allzu sympathisch kommen beide allerdings nicht daher und als Identifikationsfiguren taugen sie so gut wie gar nicht. Dazu ist die ganze Konstellation, mit dem regelmäßigen Urlaub in einer italienischen Villa, mit Bediensteten, den offenherzigsten Eltern der Welt, einfach zu abstrakt als das man sich als Normalsterblicher damit irgendwie identifizieren kann. Dabei ist auch Michael Stuhlbarg als Vater gar nicht mal fehlbesetzt oder unsympathisch, es ist einfach nur schlicht skurril wie hier jeder mit dem „Alltag“ umgeht.
Das Fazit
Am Ende bleibt man dann einfach etwas ratlos zurück. Was genau ist „Call Me by Your Name“ jetzt gewesen? Ein Coming of Age Film in erster Linie. Über einen Jungen der sich seiner sexuellen Ausrichtung klar wird. Soviel ist klar. Doch die Entscheidung ansonsten keinerlei Stolpersteine in den Weg zu legen ist vielleicht nicht direkt schlecht aber zumindest einmal merkwürdig. Der Film bietet tolle Schauspieler und reichliche Schauwerte und wird in den 135 Minuten auch nur selten einmal langweilig. Aber am Ende sehnt man sich dann doch daran das irgendetwas diese (zu) süße Idylle aufrüttelt. Jedoch bleibt jegliches Beben und sei es noch so klein einfach aus. Schade.
Filmbewertung: 6/10
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